EIN ALTÄGYPTISCHER GOTTESVORWURF

 

Es gibt in alten ägyptischen Papyrusschriften ein interessanter Text von Ipu-wer, in dem Gott vorgeworfen wird, was er aus der Menschheit gemacht hat oder hat entstehen lassen. Hier folgt eine kurze Zusammenfassung dieses Gottesvorwurfes.

 

»Warum sucht er Menschen zu schaffen, wenn er das Gewaltsame nicht scheut?

 

Er sei ein Hirte für alle, in seinem Herzen sei nichts Schlechtes.

Doch dürftig ist seine Herde.

 

Hätte er doch ihren Charakter schon am Anfang erkannt, dann hätte er das Unheil verhindert.

 

Herzenshärte ist entstanden, überall herrscht Bedrängnis.

Es gab keinen Lotsen für die Menschen. Wo ist er denn heute? Schläft er?

 

Als wir in Trauer gerieten, konnte ich dich nicht finden,

man konnte dich nicht erreichen.

 

Räuber sind überall, die Furcht vor ihnen geht herum.

Sie ist größer als vor den Menschenmassen.

 

Drei Männer gehen auf dem Weg, dann sind es nur zwei.

Die vielen erschlagen die wenigen.

Gibt es denn einen Hirten der das Sterben liebt?

 

Es heißt, der eine sei geliebt und der andere gehasst.

Das bedeutet, dass die Menschen dürftig sind.

Das bedeutet aber auch, dass du dies hast entstehen lassen.

Also hast du Lüge gesprochen!

 

Das Land ist Gestrüpp. Die Menschen sind vernichtet.

Man kann sie nicht mehr lebend nennen.

 

Ach, würdest du nur ein wenig von ihrem Elend empfinden…«

 

 

Referenz:

Gerhard Fecht: Der Vorwurf an Gott in den »Mahnworten des Ipu-wer«, Carl Winter Universitätsverlag, Heidelberg 1972.