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Kommentare und Ergänzungen zu

Reinkarnation, Christentum und das kirchliche Dogma

von Jan Erik Sigdell (Ibera, Wien, 2001)

größtenteils in Anlehnung an das Buch Reinkarnation er forenelig med Kristendom [Die Reinkarnation ist mit dem Christentum vereinbar] von Karl Aage Kirkegaard (Sankt Ansgars Forlag, Kopenhagen, 1999), weniger aber auch an Christentum und Wiederverkörperung von Rudolf Frieling (Fischer TB, Frankfurt/M, 1982) und andere Literatur.

 

Bibelzitate nach Die gantze Heilige Schrifft von Martin Luther, Neudruck in 3 Bänden: dtv, München, 1974, aufgebessert zum heutigen Deutsch.

 

 

Die angebliche Untrennbarkeit von Körper und Seele

 

Angebliche biblische Argumente für die Lehre der Untrennbarkeit von Körper und Seele

1. Mos. 2,7: «Und Gott der Herr machte den Menschen aus dem Erdklumpen und blies ihm den Odem des Lebens ein, und also ward der Mensch eine lebendige Seele.»

Andere Übersetzungen haben «… ward der Mensch zum lebenden Wesen». Die Tora in der Übersetzung des Moses Mendelssohn (Jüdische Verlagsanstalt Berlin, 2001) hat: «… ein beseeltes Tier». Dies bedeutet nicht, dass die Seele nicht ohne den Leib existieren könne, sondern kann nur umgekehrt so verstanden werden, dass der Leib ohne eine Seele nicht leben kann!

4. Mos. 23,10: «Wer kann zählen den Staub Jakobs und die Zahl des vierten Teils Israels? Meine Seele muss den Tod der Gerechten sterben und mein Ende werden wie das ihre!»

Das Ende wird wie das der Gerechten sein. Wie will man hieraus schließen, dass Körper und Seele untrennbar seien? Das hätte keine Logik! Das Ende der Gerechten wird sein, dass ihre Seelen zu einem paradiesischen Ort gehen dürfen. Oder auch, in eine neue aber gute Inkarnation … Gegen das Letztere gibt es hier keinen Widerspruch!

Röm. 12,1: «Ich ermahne euch, liebe Brüder, um die Barmherzigkeit Gottes Willen, dass ihr eure Leiber zum Opfer gibt und Gott wohlgefällig seid, welches euer vernünftiger Gottesdienst sei.»

Man will hierin eine Aufforderung sehen, sich Gott ganz hinzugeben, mitsamt dem Leib. Was den Körper betrifft, wird dies für die Dauer der Verkörperung gelten und die Aufforderung wird nach dem Tod nicht weniger für die entkörperte Seele gelten. Hieraus kann man höchstens schließen, dass der physische Körper und die Seele so lange eine Einheit ausmachen, wie jener Körper noch lebt. Dies geht auch nach 1. Kor. 15,35-44 (s.u.) hervor!

Philipp. 1,20: «Wie ich endlich warte und hoffe, dass … Christus an meinem Leibe hoch gepriesen werde, sei es durch das Leben oder den Tod.»

Auch hier ist nach 1. Kor. 15,35-44 zwischen dem «irdischen» und dem «himm­lischen» (seelischen) Körper zu unterscheiden!

 

Die Lehre von der Untrennbarkeit von Körper und Seele wird in der Bibel widersprochen

1. Mos. 35,18: «Da ihr [Rachel] aber die Seele ausging, da sie sterben musste …»

1. Sam. (and. Zählung: 1. Kön.) 28,11-15: [Saul bei einer Zauberin] «Da sprach das Weib: Wen soll ich dir heraufbringen? Er [Saul] sprach: Bringe mir Samuel herauf! / … / … Und der König sprach zu ihr: … Was siehst du? Das Weib sprach zu Saul: Götter sah ich aufsteigen aus der Erde. /… Es kommt ein alter Mann herauf und er ist bekleidet mit einem Seidenrock. Da vernahm Saul, dass es Samuel war, und verneigt sich … / Aber Samuel sprach zu Saul: Warum hast du mich unruhig gemacht, dass man mich heraufbringen lδsst? …»

1. (and. Zählung: 3.) Kön. 17,21-22: «Und er [Elias] maß sich über dem Kind dreimal, und rief dem Herrn an und sprach: Herr, mein Gott, ich bitte, las die Seele dieses Kindes wieder zu ihm kommen! / Und der Herr erhörte die Stimme Elias, und die Seele des Kindes kam wieder zu ihm, und er ward lebendig.»

Psalter (Psalm) 31,6 (andere Zählung: 30,6): «In Deine Hände befehle ich meinen Geist.»

Vgl. Luk. 23,46.

Pred. (Ecclesiastes) 12,7: «… denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, so wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.»

2. Makkab. 15,13-14 (apokryphe Schrift): «Danach erschien ihm [Onias] ein anderer alter herrlicher Mann in köstlichen Kleidern und in einer ganz herrlichen Gestalt / und Onias sprach zu Judas: Dieser ist Jeremias, der Prophet Gottes …»

Jeremias war da schon längst gestorben.

Matth. 10,28: «Und fürchtet euch nicht vor denen, welche den Leib töten, aber die Seele nicht töten können …»

Matth. 17,3: «Und siehe, da erschienen ihnen [den anwesenden Jüngern] Moses und Elias …»

Da dies nach dem Tode des Johannes der Täufer geschah, ist hier kein Widerspruch gegen die Aussage Jesu, dass Elias als Johannes reinkarniert gewesen sei!

Luk. 8,54-55: «Er [Jesus] aber … nahm sie [die gestorbene Tochter des Jairus] bei der Hand, und rief und sprach: Kind, stehe auf! / Und ihr Geist kam wieder und sie stand also bald auf …»

Luk. 12,20: «Du Narr! In dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern!»

Luk. 16,23-28: «Als er nun im Totenreich und in der Qual war … sah er Abraham von ferne … Da sprach er [der gestorbene reiche Mann]: So bitte ich dich, Vater, dass du ihn [Lazarus] in das Haus meines Vaters sendest, / denn ich habe noch fünf Brüder, sodass er ihnen bezeuge …»

Luk. 23,43: «Und Jesus sprach zu ihm [dem einen Mitgekreuzigten]: Wahrlich sage ich dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein!»

Apg. 7,58 (and. Zählung 7,59): «Und sie steinigten Stephan, der anrief und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.»

Apg. 20,10: «Paulus aber ging hinab, ließ sich über ihn nieder, hielt ihn und sprach: Macht keine Aufregung, denn seine Seele ist in ihm.»

Röm. 7,24: «Ich elender Mensch, wer wird mich von dem Leibe dieses Todes erlösen?»

2. Kor. 4,16-18: «Darum werden wir nicht müde; sondern wenn auch unser äußerer Mensch verwest, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert / … / Denn das Sichtbare, das ist zeitlich. Was aber das Unsichtbare ist, das ist ewig.»

2. Kor. 5,8: «Wir aber sind getrost und haben viel mehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und bei dem Herrn daheim zu sein.»

2. Kor. 12,2-3: «Ich kenne einen Menschen in Christo … Ist er in dem Leibe gewesen, so weiß ich es nicht, oder ist er außer dem Leibe gewesen, so weiß ich es auch nicht, Gott weiß es … / Und ich kenne denselbigen Mensch, ob er in dem Leibe oder außer dem Leibe gewesen ist, weiß ich nicht, Gott weiß es …»

2. Petr. 1,14-15: «Denn ich weiß, dass ich meine Hütte bald ablegen muss … ich will mir aber Mühe geben, dass ihr auch nach meinem Abschied (Tod) solches in Erinnerung halten werdet.»

Im Griechischen Text «Hütte» = skēnōmati (σκηνωματι) von skēnos (σκηνος) = «Behausung der Seele», und «Abschied (Tod)» ist hier eine umschreibende Übersetzung von exodus (εξοδος), das wörtlich Austritt bedeutet!

Offb.: Entkörperte Seelen der Märtyrer: 6,9, 7,9-17, 15,2-4, 19,14 und 20,4.

Es heißt immer wieder, dass der erlöste Mensch am Ende eins mit Gott werde. Wie soll das mit einem physischen Körper gehen können, wenn doch Gott selbst keinen hat?

Die Vorexistenz der Seele

 

Die Vorexistenz Jesu wird unbestritten sein und ist von verschiedenen Bibelstellen bezeugt (Phil. 2,6-7, Joh. 6,38, 6,62, 16,28, 17,5, vgl. auch Joh. 1,1-3, 1,9, 1,14-15, Kol. 1,15-17, Kor. 8,6, Hebr. 1,2). Zur Vorexistenz der menschlichen Seele, vgl.:

Prediger (Ecclesiastes) 6,10: «… Ehe ein Mensch auf die Welt kommt, steht schon fest, was aus ihm wird …»

Übersetzung von Hermann Bauer (s.u.). Luther hat: «… wenn einer gleich hoch berühmt ist, so weiß man doch, dass er ein Mensch ist …» und die Einheitsübersetzung «Was auch immer jemand war, … es war erkannt, dass er nur ein Mensch sein wird …»

Jerem. 1,4-5: «Und das Wort des Herrn kam zu mir [Jeremias] und sprach: / Ich kannte dich, bevor ich dich im Mutterleibe bereitete …»

Röm. 9,11-13: «Ehe die Kinder geboren waren … Jacob habe ich geliebt und Esau habe ich gehasst.

Ephes. 1,4: «… Wie Er [Gott] uns durch ihn [Christus] gewählt hat, bevor der Grund der Welt gelegt war.»

In manchen alten Bibelausgaben (so in Luthers Bibel) war auch die apokryphe Schrift Das Buch der Weisheit oder Die Weisheit Salomos mit enthalten (so z.B. in der Luther-Bibel). Hierein heißt es (8,19-20): «Denn ich war ein Kind guter Art und habe eine feine Seele bekommen. Da ich aber wohl erzogen war, wuchs ich zu einem unbefleckten Leibe.»

Aus dem apokryphen Thomas-Evangelium:

«Selig ist, wer war, bevor er wurde …» (Log. 19)

«Jesus sagte: Wenn das Fleisch wegen des Geistes [der Seele] entstanden ist, ist es ein Wunder. Wenn aber der Geist [die Seele] wegen des Leibes entstanden ist, ist es ein wunderbares Wunder. Aber ich wundere mich darüber, wie sich dieser große Reichtum [offensichtlich: Die Seele] in dieser Armut [offensichtlich: Im Körper] niedergelassen hat.» (Log. 29) (hier: «Geist» = Seele = pneuma, πνευμα!)

«Wenn ihr Euresgleichen (andere Übersetzung: Eure Spiegelbilder) seht, freut ihr euch. Wenn ihr aber eure Bilder seht, die vor euch entstanden sind, die weder sterben noch in Erscheinung treten, wie viel(e) werdet ihr ertragen?» (Log. 84)

 

Aus dem apokryphen Philipsevangelium (Nag Hammadi Codex II,3,64, 10-12):

«Selig ist, wer ist, bevor er wurde; denn wer ist, er war und wird sein.»

Aus Epidexeis, 43, von Irenæus (zitiert von ihm):

«Selig ist, wer war, bevor er Mensch wurde.»

Die Reinkarnation der Seele

 

Psalter (Psalm) 90,3 (andere Zählung: 89,3): «… der du die Menschen sterben lässt und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder.»

Entweder wieder verkörpert werden – oder wieder zu Gott kommen; im letzteren Fall ist dieses Bibelwort ein Zeugnis für die Vorexistenz der Seele!

Matth. 18,3: «Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen.»

Hierzu meint Hermann Bauer, dass das Wort für «umkehren» richtiger mit «zurückkehren, wiederkehren» zu übersetzen – aus dem aramäischen tūb () – und dass das Wort «Kinder» als «Neugeborene» zu verstehen sei. Also: «… wenn ihr nicht als Neugeborene wiederkehrt …» Im gleichen Sinne erklärt Clemens von Alexandria (Mahn­rede an die  Heiden,  IX,82)«Denn  wenn  ihr  nicht  werdet  wie die Kinder  und wiedergeboren werdet, wie die Schrift sagt (Matthäus 18,3; Johannes 3,5), dann werdet ihr euren wahren Vater nicht erlangen und niemals in das Himmelreich eingehen.»

(Hermann Bauer: Wiedergeburt – oder auf ewig verdammt?, Frick, Pforzheim, 1993)

Offb. 3,12: «Wer überwindet, den will ich zum Pfeiler im Tempel meines Gottes machen und er soll nicht mehr hinausgehen.»

Wohin hinausgehen? Aus der göttlichen Welt in die Reinkarnation? Wo er vorher war («nicht mehr hinausgehen»)?

In der Weisheit Salomos (s.o.) steht:

«Sondern die Gottlosen ringen danach … mit Worten und Werken. … Denn es sind rohe Leute und sagen: …» (1,16-2,1)

«Unsere Zeit ist so, wie ein Schatten dahinfährt, und wenn wir weg sind, gibt es kein Wiederkehren. Denn das ist fest versiegelt, dass niemand wiederkommt.» (2,5) … «Solches schlauen sie und fehlen. Ihre Bosheit hat sie verblendet, dass sie Gottes heimliche Gericht nicht erkennen.» (2,20-22)

Die Auferstehung

 

Von der Mitte des 2. bis zum Anfang des 3. Jahrhunderts wurde über das Auferstehen gestritten. Die Gnostiker sahen darin ein Auferstehen der Seele alleine, aber die Orthodoxen wollten an eine Auferstehung des Fleisches festhalten. Es siegten in dieser Auseinandersetzung die Orthodoxen, aber siegte damit auch die Wahrheit?

Diese Auffassung der Orthodoxen, die also erst Anfang des 3. Jahrhunderts zu Dogma wurde, widerspiegelt sich danach in verschiedenen von dem Dogma festgelegten Glaubensbekenntnissen.

Der Ausdruck «Auferstehung des Fleisches» oder «… im Fleische» findet sich nirgends in der Bibel, sondern es ist da stets die Rede vom «Auferstehen der Toten» oder bloß «Auferstehung».

Allerdings könnte man unter «Auferstehung im Fleische» auch die Reinkarnation verstehen! Die Seele steht «in neuem Fleische» wieder auf, und zwar so lange, bis es am Ende zur geistigen Auferstehung kommt.

 

Dass die Auferstehung nach dem Glauben zu Zeit Jesu nicht erst am «jüngsten Tag» geschehen muss, wird bezeugt in u.a.:

Luk. 9,18-19: «… fragte er [Jesus] sie und sprach: Wer sagen die Leute, dass ich sei? / Sie aber antworteten und sprachen: … etliche aber, es sei einer der alten Propheten auferstanden.»

Ähnlich über Jesus in

Luk. 9,8: « … es ist einer der alten Propheten auferstanden»

Vgl. auch Matth. 16,14 und Mark. 8,28.

Paulus schrieb:

1. Kor. 15,44-47: «Es wird gesät ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistiger Leib … / … / Aber der geistige Leib ist nicht der erste, sondern das ist der natürliche, danach kommt das Geistige. Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der zweite ist der Herr vom Himmel.»

Hier haben andere Übersetzungen: «… der zweite Mensch ist vom Himmel und himmlisch» (so die Ausgabe von Joseph Franz von Allioli, St.-Johannis-Druckerei, Dinglingen, 1932), «der zweite Mensch ist vom Himmel» (so die Ausgabe vom Neuen Testament von Franz Sigge, Fischer, Frankfurt a.M., 1958 und auch die offizielle schwedische Bibel von 1948).

Luk. 20,34-38: «Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien. / Welche aber würdig sein werden, jene Welt und die Auferstehung von den Toten zu erlangen, die werden weder freien noch sich freien lassen / denn sie können nicht mehr sterben, denn sie sind den Engeln gleich, und Gottes Kinder, weil sie Kinder der Auferstehung sind. / Dass aber die Toten auferstehen, hat Moses angedeutet … da er den Herr nennt den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs / Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn sie leben ihm alle.»

Ähnlich in Matth. 22,29-32 und Mark. 12,24-27.

Hier ist keine Rede von einem Auferstehen erst am «jüngsten Tag», denn es wird von Abraham, Isaak und Jakob wie von gegenwärtig Lebenden gesprochen. Vgl.:

Joh. 8,56: «Abraham, euer Vater, war froh, dass er meinen [Jesu] Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.»

Und was ist mit denjenigen, die nicht «gewürdigt werden, … an die Auferstehung teilzunehmen»? Sind sie für ewig verloren? Wo ist denn da die Liebe Gottes? Oder gehen sie in die Inkarnation zurück, bis auch sie «gewürdigt werden»? Das wäre Gnade und Liebe!! Also ist es viel mehr mit der Liebe und Gnade Gottes vereinbar, dass jene Auferstehung für jede Seele kommen wird, aber dass viele Seelen erst mehrmals inkarnieren, bevor sie dies erreichen können. Die Auferstehung ist das Ende des Reinkarnierens!

Dass wir wie die Engel werden sollen, widerspricht die «Auferstehung im Fleische», da ja die Engel keinen physischen Leib, kein «Fleisch», haben!

Karma in der Bibel

 

1. Mos. 9,6: «Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut wird auch durch Menschen vergossen werden …»

4. Mos. 14,18: «Der Herr … lässt niemand ungestraft sondern heimsucht die Missetat der Väter über Kindern ins dritte und vierte Glied [nach dogmatischer Deutung: Bis in die dritte und vierte Generation].»

Vgl. 5. Mos. 5,9.

Die Gnostiker verstanden hier: «… dritte und vierte Inkarnation». Wenn die übliche Deutung stimmt, ist dies eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wenn aber die gnostische stimmt, ist es gerecht!

Vgl. hierzu: 5. Mos. 24,16: Die Väter sollen nicht für die Kinder noch die Kinder für die Väter sterben, sonder ein jeder soll für seine [eigene] Sünden sterben.» und Hesekiel 18,20: «… der Sohn soll nicht tragen die Missetat des Vaters …»

Sprüche 22,8: «Wer Unrecht sät, der wird Mühe ernten …»

Hiob 4,8: «Wie ich wohl gesehen habe, dass die da Mühe pflügten und Unglück säten sie auch einernteten.»

Hosea (Josua) 10,12-13: «Darum sät euch Gerechtigkeit und erntet Liebe … / Denn ihr pflügt Böses und erntet Übeltat …»

Obadja 15: «… Wie du getan hast, so soll es dir wieder geschehen, und wie du verdient hast, so soll es dir auf deinen Kopf wiederkommen.»

Matth. 5,7: «Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.»

Matth. 6,14-15: «Denn wie ihr den Menschen ihre Fehler vergibt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. / Wo ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergibt, so wird euch euer Vater eure Fehler auch nicht vergeben.»

Matth. 7,1-2: «Richtet nicht, so dass ihr nicht gerichtet werdet. / Denn mit welcherlei Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welcherlei Maße ihr misst, wird euch gemessen werden.»

Matth. 7,12: «Alles, nun, das ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen. Das ist das Gesetz und die Propheten.»

Vgl. Luk. 6,31

Matth. 7,17-18: «Also, ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt arge Früchte. / Ein guter Baum kann nicht arge Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen.»

Matth. 23,12: «Denn wer sich aber selbst erhöht, der wird erniedriget; und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöht.»

Vgl. Luk. 14,11 und 18,14.

Matth. 26,52: «… Denn wer das Schwert nimmt, der wird durch das Schwert umkommen.»

Luk. 6,37-38: «Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergibt, so wird euch vergeben. / Gibt, so wird euch gegeben. Ein vollgedrücktes, gerütteltes und überflüssig gefülltes Maß wird man in euren Schoß geben. Denn eben mit demselben Maße, womit ihr misst, wird man euch wieder messen.»

Joh. 5,14: «… Sündige fortan nicht mehr, sodass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre.»

Röm. 7,9-10: «Ich aber lebte einmal ohne das Gesetz. Da aber das Gebot kam, wurde die Sünde wieder lebendig. / Ich aber starb, und es befand sich, dass das Gebot mir zum Tode reichte, das mir doch zum Leben gegeben war.»

Diese Stelle wurde von einigen Gnostikern als Hinweis auf die Reinkarnation verstanden. Dass «die Sünde wieder lebendig» wurde, könnte auf das «aufleben» (als Karma) der vergangenen Taten in einer neuen Verkörperung hinweisen.

2. Kor. 9,6: «… Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.»

Gal. 6,7: «Was der Mensch sät, das wird er ernten.»

Offb. 14,13: «… Denn ihre Werke folgten ihnen nach.»

Selbst-Erlösung?

 

Es wird wiederholt auf eine Aussage von Helena Petrovna Blavatsky hingewiesen, wo sie von dem «selbsterlösten» Menschen schreibt. Man wirft ihr vor, die Reinkarnation wäre ein Weg der Selbsterlösung (mein Buch: Seite 121). Ich habe endlich die Stelle gefunden und sie lautet: «Es gibt ein ewiges Gesetz der Natur, eines das immer danach strebt, Gegensätze zu schlichten und zur endgültigen Harmonie hinzuführen. Es ist wegen dieses Gesetzes der geistigen Entwicklung, welches das Physische und rein Intellektuelle aufhebt, dass die Menschheit sich von ihren falschen Göttern befreien und sich am Ende selbst finden wird – selbsterlöst.» (H.P. Blavatsky: The Secret Doctrine, Bd. 3 «Anthropogenesis, Part I», The Theosophical Publishing House, Adyar/Madras, 1971, S. 418)

Das «ewige Gesetz» ist das Streben nach Ausgleich und Harmonie und nicht Karma und Reinkarnation, sondern die Letzteren sind Auswirkungen oder Manifestationen davon. Der Fehlschluss, dass die Reinkarnation ewig sei, ist ein Wunschdenken der Reinkarnationsgegner, die mit solchem «absichtlichem Missverständnis» die Idee zu einem Absurdum führen möchten, das es nicht gibt. Die Reinkarnation ist nicht eine gottlose Selbsterlösung, sondern eine – auf einem von Gott gegebenen Weg – selbst erarbeitete Erlösung.

Was die Dogmatiker hierbei fürchten, wird wohl sein, dass der Mensch sich auf jenem Weg von Gott «erlösen» wolle, was natürlich ein (wieder absichtlicher?) Irrtum ist! Es kann sich natürlich nur um die Erlösung vom Bösen und vom grobstofflichen Dasein handeln – ganz im christlichen Sinne.