Über Sexualität und die Bibel

Sexualität und die Bibel

ZUSAMMENFASSUNG

Aber ist nicht ’Elohim pluralis majestatis?

Babylonische Quellen

Eine Hypothese zu den Bäumen in Eden

Eine weitere Hypothese zu den zwei Bäumen

Maria Magdalena und Jesus

Unbefleckte Empfängnis?

Referenzen

[Bem. zur Transliteration]

ANHANG

 

[Zum primären Anlass für diese Studie siehe die Einleitung zum entsprechenden Text in Englisch.]  

 

Wie kommt es, dass die Sexualität eine so große Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit Religion und Glauben bekommen hat? Ich vermute, dass dies mit einem uralten Machtspiel zu tun hat. Jeder normaler Mensch wird zumindest manchmal sexuelle Gefühle haben (auch wenn er dies nicht zugibt), da sie ja auch rein biologisch bedingt sind. Wenn dies als sündig bezeichnet wird, hat man ein Instrument, um Menschen zu kontrollieren und zu steuern. Fast jeder Mensch wird dann zumindest potenzielle (wenn auch unbewusste) Gefühle von Scham und Schuld bekommen und wird durch machtgierige Institutionen leichter manipuliert. Die Scheinmoral der Kirche und ihre Erklärung, dass Sex Sünde sei, hat zu einer perversen Situation in unserer Gesellschaft beigetragen, die wir erst in den letzten Jahrzehnten angefangen haben langsam zu überwinden. Sie hat viel Zwietracht und Leid in Ehen und Familien verursacht. Kinder wurden prüde und mit Vorurteilen erzogen und wurden so für eine Ehe „vorbereitet“, die jedenfalls auf der sexuellen Ebene nicht sehr glücklich werden konnte. Wenn die Sexualität in der Ehe nicht funktioniert, ist das Eheglück unvollständig und eher scheinbar oder vorgespielt, oder man hat sich in Resignation mit etwas abgefunden, von dem man nicht wusste, dass es viel besser hätte sein können. Deutliche Symptome dafür sind, dass in unserer Gesellschaft die Reklame und andere Dinge durch versteckte oder gar offene sexuelle Andeutungen derart viel Wirkung haben, und noch mehr das bemerkenswerte Blühen der vielverzweigten Sexindustrie, zu der sogar extreme Formen von Pornografie gehören. Diese hätte nie so „erfolgreich“ sein können, wie sie tatsächlich ist, wenn sie nicht von unterdrückten sexuellen Bedürfnissen in unserer Gesellschaft hätte profitieren können. Kann das alles wirklich mit der Bibel übereinstimmen? (Vgl. diesen Artikel.) Noch viel schlimmer ist die täglich vorkommende sexuelle Gewalt und der schrecklich verbreitete Missbrauch von Kindern. Es kann nicht bezweifelt werden, dass einer der Faktoren im Hintergrund eine sexuelle Frustration aufgrund der Doppel-Moral unserer Gesellschaft ist, was aber in keiner Weise die Täter entschuldigen, sondern darauf  hinweisen soll, dass wir hier mit einer sozialen Symptomatologie zu tun haben, die viel komplexer ist, als wir glauben möchten und Faktoren beinhaltet, welche die meisten von uns nicht sehen wollen …

Ich möchte hier klarstellen, dass ich ein Christ bin. Ich betrachte mich als ein gnostischer Christ. Aber es ist offenbar so, dass die kirchliche Version des „Christentums“ von der wahren Lehre Jesu abweicht und ein lieb gewordenes Machtinstrument geworden ist, das in manchen Fällen in Widerspruch zu Jesu Lehre geraten ist.

 

Eine grundlegende historische Ursache überhaupt für sexuelle Unterdrückung, Doppelmoral und Prüdheit wird mit der Unterdrückung der Frau in der Gesellschaft zu tun haben. In einer patriarchalischen Gesellschaft werden Männer gewollt haben, sicher zu sein, dass die Frau ihnen nicht ein „Kuckucksei“ ins Nest bringt, also ein Kind von einem anderen Mann. Unreife Männer können nicht ein Kind lieben, das nicht von ihnen selbst ist, jedenfalls nicht, wenn es in einer solchen Weise in die Familie kommt (ungeachtet dass das unschuldige Kind daran nie schuld sein kann). Darum entstanden Regeln und Einschränklungen in den meisten Gesellschaften, die so weit möglich verhindern sollten, dass Frauen unkontrolliert mit anderen Männern in Kontakt kämen, als mit ihrem „Besitzer“ (ein in diesem Zusammenhang mehr passendes Wort als „Ehemann“ oder „Gatte“ …). Es ging sogar so weit, dass die Frau an der Sexualität keine Freude haben solle, da sie sonst versucht werden könnte, es auch mit einem anderen Mann zu tun. Ein extremer Ausdruck dieses Wahnsinns in gewissen primitiven Kulturen ist die „weibliche Beschneidung“ (besser „Kastration“) durch Entfernen der Klitoris bei jungen Mädchen, um es unmöglich zu machen, dass sie als Frau Sex genießen können. Und doch ist ihnen der Klitoris von Gott gegeben, da Er sie so erschaffen hat! Wenn hierbei etwas Sünde ist, dann sicher das! Männer in solchen Kulturen begreifen nicht, wie sie damit indirekt sich selbst kastrieren, da sie nie viel Spaß an Sexualität mit einer Frau werden haben können, die sie hasst … Ein Symptom ist, wie sie sich für westliche Frauen interessieren … aber meistens nur für Sex …

 

Eine weitere Ursache dürfte die Unterdrückung eines göttlichen Prinzips im Menschen sein. Wie der östliche Tantrismus lehrt, und sogar gewisse Gruppen im Gnostischen Christentum lehrten, ist die Sexualität mit einer mehr oder weniger verborgenen kreativen Energie im Menschen verbunden, da uns Gott so erschaffen hat. Durch eine spirituelle Sexualität kann diese Energie erwachen und der Mensch kann einen erhöhten geistigen Zustand erreichen, ein höheres Bewusstsein und schließlich sogar Erleuchtung. Das ist natürlich für eine machtorientierte Religion unannehmbar, weil erwachte Menschen das Machtspiel nicht mitmachen. Die Schafe sollen Schafe bleiben und sich nicht von der weltlichen Macht der Kirche emanzipieren. Eine solche Sexualität ist ein Aspekt der Liebe, sowohl menschliche als auch göttliche Liebe. Sexualität ohne Liebe wird uns eher noch tiefer in die Dunkelheit des Materialismus hinunterziehen. Aber wenn zwei Menschen sich in Liebe verreinigen, geschieht etwas, dessen wir uns normalerweise nicht bewusst sind. Es vereinigen sich nicht nur zwei Körper, sonder auch zwei Seelen, und es kommt zu einem Austausch von subtilen Energien, der beide Seelen ernährt. Das kann mit der Zeit zu einem spirituellen Erwachen führen. Es dürfte aber klar sein, dass Sexualität in Liebe nicht automatisch zu einer Vergeistigung führt, sondern es ist anders herum. Wer bereits auf dem geistigen Weg ist und liebende Sexualität praktiziert, kann dadurch eine erhöhte Spiritualität erleben. Vom christlichen Aspekt her werden auch hier Jesu Worte gültig sein: „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matth. 18.20)!  (Wie passt dann „drei“ hier hinein? Wenn die Umstände entsprechend sind, wird der „dritte“ eine Seele sein, die zum Inkarnieren kommt, oder die bereits da ist falls die Frau schwanger ist.)

 

Die Frage von Sexualität und der Bibel hat in jüngster Zeit durch den „DaVinci-Kod“ (Buch und Film „Sakrileg“) eine besondere Aktualität bekommen, wegen Behauptungen, dass Jesus und Maria Magdalena verheiratet gewesen sein und sogar ein Kind gezeugt haben sollten. Das würde bedeuten, dass Jesus Sex gehabt hätte! Er und Maria Magdalena würden in Sünde gelebt haben! ODER DOCH NICHT? Vielleicht gibt es da noch etwas hinter dem Vorhang der Aufregung, die entstanden ist … ein weit tieferes und größeres Geheimnis als ein gewöhnlicher unkritischer Bibelleser sich je denken würde …

 

 

Sexualität und die Bibel

Es gibt viel darüber zu sagen, wie die Sexualität mit der Bibel verbunden ist. Ich halte mich hier aber zu dem, was in diesem Zusammenhang für grundlegend gehalten wird, nämlich der sogenannte „Sündenfall“. Zuerst aß Eva, dann Adam, vom „Baum der Erkenntnis“, und sie wurden deshalb aus Eden herausgeworfen. Die übliche Interpretation des kirchlichen Dogmas ist, dass sie zusammen Sex gehabt hätten, und gerade das wäre der „Sündenfall“. Es ist leicht nachzuweisen, dass das Unsinn ist.

Zuerst stellen wir fest, dass die Bibel zwei Schöpfungsgeschichten hat. In 1. Buch Mose Kap. 1 steht, dass die Götter – in Hebräisch ’Elohim, was tatsächlich die Mehrzahlform von ’Eloah (Gott) ist – die Menschen in ihrem Abbild erschufen. Hier ist in der Bibel die Mehrzahl auffallend: „Lasst UNS Menschen in UNSEREM Abbild machen“ (1. Mos. 1:26). Und sie erschufen sie als Mann und Frau, und das bedeutet, dass auch die Frau in ihrem Abbild erschaffen wurde. Sie sollten sich fleißig vermehren, d.h.: Sie sollten miteinander Sex haben …

Ich beharre darauf, das Wort ’Elohim wörtlich so zu verwenden, wie es tatsächlich steht, nämlich in Mehrzahl! Mehr dazu unten.

Die zweite Schöpfung des Menschen kommt im 1. Buch Mose Kap. 2. Hier begegnen wir Jahweh ’Elohim – demnach einem der Götter, der Jahweh genannt wird – der zuerst Adam und dann Eva erschafft. Er macht offensichtlich seine eigene Schöpfung und er verbietet Adam, vom „Baum der Erkenntnis“ zu essen. Das Verbot steht in 1. Mos. 2.17, aber Eva wird erst in 1. Mos. 2:22 erschaffen. Wenn das Verbot ausgesprochen wurde, hatte also Adam noch nicht eine mögliche Sexualpartnerin! Es gab noch nicht einmal Tiere in Eden. Adam war da ganz alleine. Das widerspricht der Deutung, dass das „Essen vom Baum der Erkenntnis“ die Sexualität sei.

Zunächst mag es danach aussehen, dass eine solche Deutung durch das Wort „erkennen“ gerechtfertigt sein könnte, da dieses Wort in der Bibel auch in der Bedeutung von „Beischlaf haben“ gebraucht wird („Und Adam erkannte sein Weib Eva und sie ward schwanger …“, 1. Mos. 4.1). Das Wort, das in diesem doppeltem Sinne verwendet wird, ist jada‘. Der „Baum der Erkenntnis“ wird aber nicht nach jada‘ genannt. In Hebräisch heißt er ‘az ha-da‘at. Da‘at ist ein anderes Wort für Erkenntnis und Weisheit, das aber nicht eine zweite Bedeutung von „Beischlaf“ hat. So passen also die Dinge nicht zusammen.

Die gewöhnliche Übersetzung ist (1. Mos. 2.17): „Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen“. Jedoch steht im hebräischen Text nur „Baum der Erkenntnis gut böse“ (ohne „des“ – vgl. Luther: „Baum der Erkenntnis Gutes und Böses“). Das könnte man auch so verstehen: „Baum der Erkenntnis für Gutes und für Böses“, d.h., eine Erkenntnis, die für sowohl Gutes wie auch Böses gebraucht werden könnte. Eine frühere Version der schwedischen Bibel übersetzt so [1].

[Man mag bemerken, dass Priester und Kirchenleute oft ihr Wissen für das Böse gebraucht haben, Menschen zu steuern, kontrollieren und manipulieren …]

Eine weitere wichtige Sache scheint während ein paar Jahrtausenden übersehen zu sein. Zuerst aß Eva alleine die Frucht, dann gab sie diese Adam, der ebenfalls alleine davon aß. Wie soll den das mit Sexualität zu tun haben können? In dem Fall hätten sie doch zusammen „gegessen“! Und es wäre wohl zu erwarten gewesen (wenn auch nicht unbedingt), dass Eva da schon schwanger wurde, aber sie wurde es erst in 1. Mos. 4.1.

Es steht dann, dass sie durch das Essen der Frucht sahen, was sie nicht hätten sehen sollen. Unter anderem, dass sie „nackt“ seien, und das hätten sie also nicht sehen sollen. Die Götter (wiederum in der Mehrzahl in der Bibel) sagten „Siehe, Adam ist wie einer von UNS geworden, und weiß, was gut und böse ist“, 1. Mos. 3:22). Sie hatten also irgendeine Weisheit erlangt! Wie kann man eine solche durch „Beischlaf“ bekommen? Wenn es so wäre, wäre unsere Menschheit die weiseste in der Schöpfung …

Adam und Eva mussten dann Eden verlassen. Dort, wo sie hingingen, hatten sie zwei Söhne, und diese nahmen sich Frauen. Woher kamen denn diese Frauen? Ihre Schwester? Handelte es sich im Inzest? Natürlich nicht. Es wurde oben bemerkt, dass die Bibel zwei Schöpfungsgeschichten hat. Außerhalb von Eden wird es also andere Menschen gegeben haben, von der ersten Schöpfung her, und sie werden dorthin haben gehen müssen.

Es ist also offensichtlich, dass das „Essen vom Baum der Erkenntnis“ nichts mit Sexualität zu tun haben kann. Das passt „weder hinten noch vorne“, wie man sagt. Die Frucht jenes Baumes muss also etwas anderes sein, aber was?

 

Interessanterweise heißt der „Baum des Lebens“ im hebräischen Text eigentlich „Baum der Leben“, az ha-chajijm, da chajijm die Mehrzahl von chaj = „Leben“ ist (ha ist der Artikel).

 

 

ZUSAMMENFASSUNG

  1. Das Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, wurde ausgesprochen, bevor Adam eine mögliche Sexualpartnerin hatte, sogar bevor Gott entschieden hatte, Eva zu erschaffen.
  2. Sie “assen vom Baum” getrennt. Sexualität ist nicht etwas, das man für sich alleine tut (außer bei Masturbation, was man aber kaum als Sexualität bezeichnen kann). Sexualität üben zwei Menschen zusammen aus. Eva hätte sonst wohl schon da schwanger werden müssen.
  3. Das hebräische Wort für “erkennen” ist hier ein anderes, als das Wort, das zweideutig auch “Beischlaf” bedeuten kann.
  4. Warum sollte 1. Mos. 1 zur Sexualität (und damit zur Vermehrung) auffordern und 1. Mos. 2 sie verbieten?
  5. Oder anders ausgedrückt: Warum sollte uns Gott Sexualorgane geben und dann ihren Gebrauch verbieten?
  6. Warum sollte Gott der Frau eine Klitoris geben und ihr dann verbieten, die Sexualität zu genießen? Ihre einzige Funktion ist doch, einen Orgasmus auszulösen, da sie für die Zeugung keine Funktion hat. Frauen ohne Klitoris werden genau so leicht schwanger, wie andere Frauen (siehe unten).
 

 

Aber ist nicht ’Elohim pluralis majestatis?

Der erste Satz in der Bibel lautet, in der üblichen Übersetzung: „Am Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde“. Das hebräische Wort, das hier als Gott übersetzt wurde, ist ’Elohim. Es ist eine sprachliche Tatsache, die nicht geleugnet werden kann, dass das Wort die Mehrzahlform hat und also „Götter“ bedeutet. Man hat dies als pluralis majestatis erklären wollen. So eine Form scheint aber im Hebräischen nicht gebräuchlich zu sein, und es sieht eher so aus, wie wenn man eine peinliche Frage unter den Teppich kehren will.

In Hebräisch lautet der Satz: Bere’shijt bara’ ’Elohim ’et ha shamajim we-’et ha ’arez. Einige möchten ihn wie folgt übersetzen: „Am Anfang erschufen die Götter den Himmel und die Erde“, aber das passt nicht, weil das Wort bara’ = „erschaffen“ in Einzahl steht. Außerdem steht das Wort für „Himmel“, shamaj, ebenfalls in Mehrzahl: Shamajim. Das Problem hat aber eine Lösung.

Gemäß kabbalistischen Quellen kann das Wort bere’shijt nicht nur „Anfang“, sondern auch „der Erste“ oder „der Ursprüngliche“ bedeuten, also die erste Entität, die es gab, der höchste Gott. Das kleine Wort ’et kann als Akkusativ-Partikel verstanden werden, aber es kann auch als „mit“ übersetzt werden (in we-’et bedeutet we „und“, also „und mit“). Nun gelangen wir an die folgende Übersetzung, die grammatikalisch passt: „Der Erste erschuf die Götter [zusammen] mit den Himmeln und mit der Erde“. Diese Übersetzung bezieht sich also auf einen Urschöpfer, der erst „Götter“ und die kosmischen Welten erschuf, wovon eine die Erde ist. Nach 1. Mos. 2 wäre Jahweh einer dieser Götter, einer der ’Elohim. Die ’Elohim werden von manchen als Schöpfergötter aufgefasst, die wiederum selbst andere Wesen erschufen – Menschen, Tiere, Pflanzen, so wie es Jahweh tat.

Die konventionelle und „dogmatisch anerkannte“ Übersetzung von bere’shijt basiert auf be = „in, an“ und re’shijt = „Anfang“. Jedoch kann gemäß Wörterbücher (z.B. Gesenius’ Hebräisches und chaldäisches Handwörterbuch des Alten Testaments) re’shijt auch „der Erste (seiner Art)“ bedeuten, und be  kann auch auf den „Ursprung“ hinweisen. Somit kann das Wort bere’shijt auch als eine etwas tautologische Formulierung aufgefasst werden, die „der ursprüngliche Erste“ (oder „der Aller-Erste“) bedeutet. Eine kabbalistische Interpretation ist die einer Kombination von bejt = „Haus, Aufenthaltsort“ mit dem Wort re’sh = „der Höchste, der Herr“, in bejt hineingesetzt (zwischen be und jt). Das soll dann „Der Herr an seinem Aufenthaltsort“ bedeuten.

Es gibt aber auch andere kleine Merkwürdigkeiten im Satz. Wenn man immer noch wie an ... Anfang“ übersetzen will, müsste es eher an EINEM Anfang“ sein, und nicht „an DEM Anfang (das Letztere müsste nämlich bare’shijt lauten – eine Zusammenziehung von be-ha-re’shijt – und nicht bere’shijt). Das scheint zwar wenig Unterschied zu machen, aber es steht nun einmal in unbestimmter Form, fast wie wenn es mehr als einen Anfang hätte geben können (etwa an einem der Anfängen“). Oder es könnte auch Genitiv sein, etwa „des Anfangs“, oder hier besser „am Anfang von Gottes Schöpfung. Das scheint ebenfalls wenig Unterschied zu machen, jedoch müsste dann das Wort „erschaffen“ eine andere grammatikalische Form haben [1]. Solche kleine Ungereimtheiten verschwinden auch, wenn man die kabbalistische Idee annimmt, dass bere’shijt auch als „der Erste“ verstanden werden könnte.

 

 

Babylonische Quellen

Im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es, die Keilschrift auf Tontafeln zu entziffern, die in Mesopotamien gefunden wurden (später wurden noch weitere Tafeln gefunden). Es trat eine babylonische Schöpfungsgeschichte hervor, die nach den ersten Worten für gewöhnlich Enûma elish („Als da oben“) genannt wird. Diese Geschichte hat an vielen Stellen auffallende Ähnlichkeiten mit der biblischen. Sprachwissenschaftler und Ethnologen, welche sich damit befassen, sind deshalb meistens der Meinung, dass die Version in der Bibel eine gekürzte und „hebräifizierte“ Fassung der babylonischen sei. Kirchen und Rabbis leugnen das und wollen davon nichts wissen.

In Enûma elish wird beschrieben, wie eine Anzahl Götter in kosmischen Welten Kriege auskämpften und wie dabei die Erde entstand. Sie erschufen dann auf dieser Erde Menschen. Andere Tontafeln erwähnen, dass die ersten Versuche misslingen. Dann gelang es aber schließlich, den Mensch zu erschaffen. Er wurde erschaffen, um den Göttern zu dienen. [2]

Diese Götter hatten gegen den höchsten Gott, den Urschöpfer Apsû, rebelliert. Er hatte, zusammen mit seiner Gemahlin, die Urgöttin Tiâmat, die ersten Götter erschaffen, welche sich von ihnen trennten, um eigene Schöpfungen zu machen. Apsû und Tiâmat werden in den Schriften „schwarzgemalt“ und als böse dargestellt [2]. Es wäre aber höchst bemerkenswert, wenn das Urschöpferpaar wirklich böse wäre! Man muss dies sicher im Zusammenhang mit dem Aufstand der erschaffenen Götter gegen sie sehen, die von ihnen unabhängig sein wollten und sie deshalb als böse bezeichneten.

Müssen wir hierin nicht eine ursprünglichere Version vom „Sündenfall“ sehen? Ist denn nicht der wirkliche „Fall“ der Aufstand gegen Apsû und Tiâmat  – die deutlich als die ersten Entitäten beschrieben werden, die es je gab? Apsû und Tiâmat könnten übrigens als die männliche und die weibliche Seite eines Urschöpfers gesehen werden. Dann haben die von ihnen erschaffene Götter auf der Erde Religionen gestiftet, wodurch der Mensch glauben sollte, dass sie die wahren Schöpfer seien, insbesondere einer davon. In der jüdisch-christlichen Religion wird dieser Jahweh genannt.

Eine andere für die Theologie peinliche Tatsache ist, dass die moderne religionsgeschichtliche Forschung in den letzten Jahrzehnten hat deutlich nachweisen können, dass die ursprüngliche hebräische Religion nicht eine monotheistische war, sondern erst im ägyptischen Exil anfing, eine zu werden [3]. Ursprünglich gab es mehrere Götter und Göttinnen. Der höchste Gott wird dort ’El ‘Elijon genannt. Einer seiner Söhne ist Jahweh, dessen Gemahlin die Göttin ’Asherah ist. In den späteren monotheistisch-patriarchalischen Bemühungen wurde dann ’Asherah in der Religion „verboten“. Spätere Bücher der Bibel erwähnen, dass es verboten sei, an Jahwehs Altar einen Baum zu pflanzen (5. Mos. 16,21, wo im hebräischen Text ’ashera steht). ’Asherahs Symbol ist ein Baum. Das Wort ’asherah kommt in der Bibel über 40 Mal vor, wird aber gewöhnlicherweise als „Baum“ oder „Hain“ übersetzt. Es wurde demnach verboten, an Jahwehs Altar ein Abbild oder ein Symbol der ’Asherah zu stellen. (Es ist bemerkenswert, dass das Wort ’asherah in der Bibel sowohl in männlicher als auch in weiblicher Form erscheint: In männlicher Form wird es auf das Symbol der Göttin hinweisen, in weiblicher Form auf die Göttin selbst.)

 

 

Eine Hypothese zu den Bäumen in Eden

Es gibt erstaunlich wenige Bemühungen, um eine Erklärung für die Bäume in Eden zu finden. Einige wollen den „Baum des Lebens“ als die Dattelpalme erklären, da die Früchte davon im Nahen Osten ein sehr wichtiges Lebensmittel sind. Das erscheint mir als allzu naiv … und es ist schwer, das in einem Zusammenhang mit dem „Baum der Erkenntnis“ in dessen beliebten Erklärung als „Beischlaf“ zu bringen. Die letztere Erklärung passt so gut in das Machtspiel der Kirche, dass man es offensichtlich so behalten will.

In der Hoffnung, eine mehr sinnvolle Deutung finden zu können, suchte ich in mehreren hebräischen Wörterbüchern. Das Wort az wird gewöhnlicherweise als „Baum“ oder „Holz“ übersetzt. Sehr wenige Wörterbücher erwähnen auch die Bedeutung „Ast, Zweig“. Das brachte mich auf einen Gedanken. Ein Zweig ist natürlich zunächst ein Baumzweig, kann ab er auch für einen Zweig z.B. eines sich teilenden Weges gebraucht werden. Könnten die beiden Bäume etwas mit verschiedenen Lebenswegen zu tun haben?

Interessanterweise erwähnt ein Wörterbuch, dass az etymologisch mit dem griechischen Wort ozos verbunden sei, dass „Zweig“ bedeutet. Es sind aber eben nur wenige Wörterbücher, die direkt „Zweig“ als eine alternative Übersetzung angeben.

Nehmen wir nun diese Bedeutung an, könnte man die folgende Hypothese aufstellen. Vom „Baum des Lebens“ zu essen, könnte bedeuten, einen Lebensweg zu gehen, also der eine Zweig von zwei möglichen Wegen, auf welchem man aus Intuition, Gefühl und Emotion lebt, also „aus dem Herzen“. Der Weg der lebenspendenden Seele. Vom „Baum der Erkenntnis“ zu essen könnte dann bedeuten, einen Lebensweg zu gehen, auf dem man aus dem rationalen Verstand und dem Ego lebt, wodurch das Seelen-Selbst zum unbewussten Ich verdrängt wird. Der Weg des kalten Ratio. Das ist natürlich spekulativ, scheint aber mehr Sinn zu machen, als die „sexuelle“ Fehldeutung vom „Baum der Erkenntnis“.

(Es ist auch behauptet worden, dass das „Essen vom Baum des Lebens“ bedeuten würde, dass man von spiritueller Nahrung, oder eher Energien, leben würde, und dass das „Essen vom Baum der Erkenntnis“ mit Leben von physischer Nahrung zu tun habe. Es scheint aber schwierig, dies mit „Erkenntnis“ zu verbinden, und wenn wir eigentlich von spiritueller Nahrung leben sollten, warum wurden wir dann mit einem Verdauungssystem erschaffen?)

 

 

Eine weitere Hypothese zu den zwei Bäumen
Die gnostischen Christen lehrten, dass Jahweh nicht der ursprüngliche Schöpfer war, sondern ein Demiurg (etwa: Handwerker), der eigene Schöpfungen machte und nicht als sehr positiv dargestellt wird. Die Theologen unterscheiden zwischen zwei Formen der Bibeltexte in den Mosebüchern: „jahwistische“" und „elohistische“ Texte, die durcheinander fließen. Die Letzteren beziehen sich auf die ’Elohim (s.o.) eher als auf Jahweh. Der „Vater“, von dem Jesus spricht macht den Eindruck, ein anderer als Jahweh und eher der wahre Urschöpfer zu sein. Er hat nicht die grausamen, rachsüchtigen und blutrünstigen Seiten, die aber Jahweh auch hat. Jahweh fordert zu Kriegen und Völkermorde auf (zum Beispiel sollten alle, die bereits im „gelobten Land“ lebten, restlos abgeschlachtet werden, wie es ja „schwarz auf weiß“ in der Bibel steht!), Jesu „Vater“ aber zu Liebe und zu Frieden mit den „Feinden“.

Das „Essen vom Baum der Erkenntnis“ führte offensichtlich zu einem Wissen, das Adam und Eva nicht haben sollten, zu einem Wissen über eine verbotene Wahrheit. Das Wissen darüber, dass „ihr“ Gott nicht der wahre Urschöpfer war? Wurde also Jahweh durch eine Einsicht „entlarvt“, die von „Baum der Erkenntnis“ kam (wie das nun auch konkret stattgefunden sein mag, aber kaum durch Sex …)? War das der eigentlich Grund, weshalb sie von Jahweh in Zorn verwiesen wurden?

 

 

 

Maria Magdalena und Jesus

Zuerst betrachten wir die Behauptung, dass Maria Magdalena eine Prostituierte gewesen sei. Es gibt in der Bibel keinen Hinweis darauf, dass sie und die Prostituierte, die in Lukas 7:36-50 erwähnt wird, eine und dieselbe Person seien. Der Erste, der das behauptete, scheinbar um Maria Magdalena zu diskreditieren, war der Papst Gregor I in 591. Im Jahre 1969 hat aber die Kirche am 2. Vatikanischen Konzil dies für einen Irrtum erklärt und sich von einer solchen Verbindung distanziert.

Ob es nun um dieselbe Person geht oder nicht: Man bemerke, dass Jesus die Prostituierte verzieh. Wie können wir dann so überheblich sein, dass wir eine Person verurteilen wollen, die von Jesus verziehen wurde? Aber das ist eine Nebenbemerkung, da es sich ja nicht um die gleiche Person handeln wird.

Da nun Gott (oder die Götter …) uns als Mann und Frau erschuf(en) und uns Geschlechtsorgane gab(en), ist es offensichtlich, dass die Sexualität gottgegeben ist. Sie kann, natürlich, missbraucht werden, wie fast alles andere auch. Aber es kann nicht ein Missbrauch sein, sie zu genießen – warum sonst hätte Gott der Frau eine Klitoris gegeben? Für die Zeugung alleine braucht sie ja dieses Organ nicht (dessen einzige Funktion die Ermöglichung des Orgasmus zu sein scheint), denn sie kann ohne Freude daran schwanger werden, aber ein Mann würde sie wohl kaum schwängern, ohne dass er daran Freude hätte. Gott wollte offensichtlich, dass wir an die sexuelle Vereinigung Freude haben sollten. Das ist nicht ein Missbrauch. Der größte Missbrauch ist hingegen, wenn die eine der beiden Personen gegen ihren Willen zur Teilnahme gezwungen wird. Echte Sexualität ist ein Akt der Liebe, eine Liebesvereinigung. Sex nur für den Spaß ist nicht, wie es sein sollte, aber tun es die beiden beteiligten freiwillig und ohne Zwang, was kann dann daran falsch sein? Wem würde das schaden? Sexualität kann natürlich zu einer Sucht werden. Dann wird es, wiederum, falsch oder missbräuchlich. Aber eine sexuelle Vereinigung in gegenseitiger Liebe kann nie falsch sein. Liebe ist das Kriterium und der Schlüssel!

Weshalb sollten wir dann Jesus „kastrieren“ wollen und von Ihm erwarten, wie ein Eunuch zu leben? Was hätte die Christenheit daran zu verlieren, wenn Er verheiratet gewesen wäre? Nichts! Es gibt die Behauptung, dass die Hochzeit in Kana (Joh. 2:1-11) in Wirklichkeit Seine Hochzeit mit Maria Magdalena gewesen sei. Dagegen spricht nichts in der Bibel, sondern dies bleibt eine mögliche Deutung. Und nehmen wir das als möglich an, warum sollten sie dann nicht auch Kinder gehabt haben?

 

Es gibt in einigen wenigen apokryphen Texten Hinweise darauf, dass Maria Magdalena und Jesus ein Paar gewesen seien. Ein solcher Text ist das Evangelium nach Philippus. Theologen datieren diesen Text zum späten ersten oder frühen zweiten Jahrhundert, und wollen dann meinen, dass der Text erfunden sei, da er zu spät entstand. Das beweist nur eines: Dass das älteste Manuskript, das wir haben, etwa zum Jahr 200 herum datiert werden kann, das heißt, das Papier (oder der Papyrus), worauf er geschrieben wurde. Es beweist aber nicht, dass die Information darin nicht viel älter sein könnte – entweder mündlich weitergegeben oder auch in noch älteren Texten vorhanden gewesen, die uns verloren gegangen sind. Manuskriptdatierung alleine beweisen nicht, dass der Inhalt nicht noch älter sein könnte.

Die Tradition erzählt, dass Maria Magdalena, ihre und Jesu Tochter und noch einige in einem Boot oder kleinen Schiff von Israel flüchteten und nach einer langen Reise in der Camargue im Süden Frankreichs an Land gingen. Dort liegt heute eine kleine Stadt: Les-Saintes-Maries-de-la-Mer (seihe “History” > The Provençal Legend auf jener Webseite, vgl. Anhang unten). Oder vielleicht war Maria Magdalena noch schwanger, als sie ankamen. Das sei der Anfang einer Jesus-Blutlinie im südlichen Frankreich. Ist das eine Erfindung? Wer kann wirklich bewesen, dass es eine sei? Und was wäre so schrecklich daran, wenn es wahr wäre?

Wie ich in meinem Buch Reinkarnation, Christentum und das kirchliche Dogma [4] besprochen habe, hat die Liturgie der Kirche kein einziges Gebet für die baldige Wiederkunft Christi! Es sieht aus, wie wenn man Seine Wiederkunft nicht will, da diese das Ende der kirchlichen Macht wäre. Sie würde ihre Macht Ihm übergeben müssen und für alles zu Rede gestellt werden, was sie falsch gemacht hat. „Wir haben jetzt die Macht, Christus kann warten“ …

Wenn es tatsächlich eine Blutlinie mit Genen gibt, die von Jesus her stammen, würde wohl die Kirche diese auslöschen wollen!

Es gab im Süden Frankreichs eine große und wichtige Gemeinschaft, die Katharer. Ihr Weltbild unterschied sich stark von dem der Kirche und sie lehrten sogar die Reinkarnation. Sie hielten sich strikt an Jesu Lehre. Zum Beispiel nahmen sie Seine Worte „Du sollst nicht töten“ derart ernst, dass sie Vegetarier waren. Im 13. Jahrhundert wurden sie in einem von der Kirche organisierten Völkermord total ausgerottet, ein Holocaust gegen die Katharer. Die Motivation war, dass sie „Häretiker“ (oder „Ketzer“ – das Wort kommt von „Katharer“) seien. Aber warum dann ein derart vollständiger Völkermord an sie, viel gründlicher als an anderen „Häretiker“? Könnte eine geheime Motivation gewesen sein, eine unter den Katharern vermutete Jesus-Blutlinie auslöschen zu wollen?

Wäre es nicht eine sehr raffinierte Strategie, wenn Jesus, der von seinen Gegnern umgebracht wurde, heimlich eine Blutlinie hinterließ, die sie nicht bekämpfen konnten? So wie seine Eltern nach Ägypten flüchten konnten und somit den Kinder-Massenmord des Herodes entgingen, entgingen vielleicht seine Genen den Gegnern durch eine „Flucht nach Frankreich“, um sich von dort aus in der Menschheit weiter zu verbreiten. Wäre das nicht eine sehr „schlaue“ Strategie? Würde dann die Wiederkunft Christus durch jemand erwartet werden können, der Seine Genen trägt? Nicht unbedingt, aber vielleicht. Ist es das, was die Kirche verhindern wollte (sie mein obengenanntes Buch)?

Der außergewöhnlich gründliche Holocaust an die Katharer (keiner überlebte – nicht einmal ein Kind, eine Frau oder ein alter Mann), unter der Ausrede von „Häresie“ – darunter ihre Lehre von der Reinkarnation! – scheint mir eher die Idee einer Jesus-Blutlinie in einem Teil der Menschheit zu bestätigen, weil das als eine geheime Motivation für die Täter viel Sinn machen würde … und es gibt dann viel Hoffnung, dass das Auslöschen Seiner Blutlinie nicht 100%-ig war … dass ein Teil davon überlebte … und dass die Zukunft zeigen wird, was an Gutes daraus entstehen mag …

Was die Sexualität betrifft, hat man behauptet, dass die Katharer gegen sie waren. Es ist damit aber nicht so einfach, wie es einige Befürworter von Enthaltsamkeit darstellen wollen. Die Katharer lehrten auch die Reinkarnation, und dass diese Welt auf der dunklen Seite einer Dualität ist. Wir sollten danach streben, nicht mehr in dieser Welt sein zu müssen. Sexualität zeugt neue Körper, in welchen Seelen inkarnieren. Die wirkliche Idee hinter ihrer Einstellung zur Sexualität ist, dass wir Seelen so wenig Gelegenheiten wie möglich geben sollten, in dieser Welt zu reinkarnieren!

 

 

Unbefleckte Empfängnis?

Maria hat angeblich Jesus durch eine „unbefleckte Empfängnis“ durch den Heiligen Geist bekommen. Jedoch zeugt die Bibel davon, dass Jesus Brüder hatte – siehe Apg. 1,14: „Diese alle waren stets beieinander einmütig mit Beten und Flehen samt den Weibern und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.“ und Gal. 1,19: „Der andern Apostel aber sah ich keinen außer Jakobus, des Herrn Bruder“! Also hatte sie offensichtlich auch „befleckte Empfängnisse“ ... Wie kommt dann eine entgleiste Theologie dazu, eine normale Empfängnis als „befleckt“ zu bezeichnen? Maria hat also offensichtlich mehrmals Sex gehabt und jene Brüder empfangen, und sie gilt doch als „rein und unbefleckt“. Das muss selbstverständlich dann auch für alle Frauen gelten, die in Liebe empfangen!

 

 

Referenzen: 

  1. Åke Lundqvist: Vildåsnans törst, Albert Bonniers, Falun, 2006 (ein schwedisches Buch über die hebräische Bibel).
  2. Alexander Heidel: The Babylonian Genesis, University of Chicago Press, Chicago, 2. Ausg. 1960.
  3. Ein Gott Allein?, Vorträge an einem Kolloquium hg. von Walter Dietrich und Martin A. Klopfenstein, Universitätsverlag, Freiburg (Schweiz), 1994.
  4. Jan Erik Sigdell: Reinkarnation, Christentum und das kirchliche Dogma, Ibera, Wien, 2001.
 

 

[Bem.: In der Transliteration aus dem Hebräischen  wird als Bezeichnung für den Buchstaben ’aleph und als Bezeichnung für den Buchstaben ‘ajin verwendet. Darüber hinaus ist die Transliteration gemäß den Buchstaben im entsprechenden hebräischen Wort gemacht, und nicht, wie sonst oft vorkommend, eher lautmäßig. Daher z.B.: bere’shijt und nicht bere’shīt mit einem langen „i“, weil das Wort in hebräischer Schrift tatsächlich die Kombination „ij” hat, d.h. einen de, vorausgehenden Buchstaben zugeordneten Vokal „i” gefolgt vom Konsonant „j” als Zeichen für die Verlängerung des i-Lauts.] 

 

 

 

ANHANG

Die provençalische Legende nach einem Text von Vincent Philippon, geschrieben 1521, dessen handgeschriebene Blätter sich heute in der Bibliothek von Arles befinden.

 

„Um das Jahr 40 herum setzte von Jerusalem aus ein Boot ohne Segel zur See und trieb über das Mittelmeer, bis es an der Küste von der Camargue ans Ufer trieb. Die Flüchtlinge auf dem Boot waren Maria Jacobäus, die Mutter von Jakob und die Schwester der Jungfrau, Maria Salome, die Mutter vom Apostel Jakob der Ältere, Johannes, Lazarus und seine zwei Schwester Maria Magdalena und Martha, St. Maximinus und Cedonius [Sedonius], der Blindgeborene, der aber von Sarah, der Dienerin der zwei Marien, geheilt worden war [Sarah war auch im Boot, wird jedoch an dieser Stelle nicht explizit erwähnt – s.u.].“

 

Da Jerusalem nicht an der Küste liegt, werden sie erst zur Küste gegangen sein, um von dort mit dem Boot weiterzufahren. Es scheint unwahrscheinlich, das sie sich bis zur französischen Küste hätten treiben lassen (wie der Bericht andeutet), und das sogar ohne Vorräte; andere Quellen berichten von einer Landung um Vorräte aufzunehmen und eine Weiterfahrt mit Zwischenlandungen.

 

Nach einer sicheren Landung baute die Gruppe eine kleine Gebetskapelle für die Jungfrau. Die Jünger/innen wanderten auf verschiedenen Wegen weiter. Maria Magdalena ging nach Saint Baume und Martha nach Tarascon. Maria Salome, Maria Jacobäus und Sarah blieben in der Camargue und wurden später in der Gebetskapelle begraben. Ihr Grab war während den letzten 19 Jahrhunderten eine Pilgerstelle. Sie wurden während der Barbaren-Invasionen unter dem Altarplatz neu begraben, später entfernt und 1448 vom König René in einen Altarschrein gelegt.

 

Am Ort, wo das Boot gelandet sein soll (andere Quellen behaupten, es sei bei Marseille gelandet), liegt heute die kleine Stadt Les-Saintes-Maries-de-la-Mer. Dort befindet sich in der Krypta der Kirche eine Statue von Sarah, die als Sarah la Kâli von den Zigeunern als ihre Schutzheilige verehrt wird. Die Reliquien sollen sich heute in einer Krypta unter der Basilika zur Maria Magdalena in Saint Maximin in der Provence befinden.

 

Vgl. http://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Maria_Magdalena.html