Wassermann(-Zeitalter) 3/95, S.  11-12


Ein 13. Tierkreiszeichen und noch durch die Präzession verschoben?       
Dr. Jan Erik Sigdell, Basel   

Die Tageszeitungen haben die Meldungen über ein 13. Tierkreiszeichen mit Freude ausgeschlachtet, in der Meinung, damit die Astrologie auf den Kopf stellen zu können.
Die alte Geschichte mit der Präzession als „Astrologieverschieber wurde dabei auch aus der Mottenkiste herausgeholt. 
    Kürzlich erschienen im Wassermann gute und ausführliche Artikel [1] zum Thema. Es gibt aber eine genaue und wissenschaftliche Erklärung, die bisher wenigen bekannt war. Diese möchte ich hier darstellen.           

Die Schulwissenschaft hat ihre eigene Anschauung über die alten Wissenschaften. Sie will nicht glauben, dass man in archaischen Zeiten über gewisse Dinge mehr wusste als heute und zwängt alles ins Prokustes‑Bett einer rein materialistischen Weltanschauung. Die Bezeichnung
primitiv” hat damit eine abwertende Bedeutung von „unentwickelt”, oder „noch unwissend” bekommen. So meint man heute, dass die alten Babylonier „glaubten”, dass beobachtete Sonnenstellungen in bestimmten Sternengruppen eine besondere Wirkung hätten. Eigentlich bedeutet „primitiv” aber ursprünglich, und das Wort beinhaltet demnach die Möglichkeit, dass es sich um inzwischen verlorenes höheres Wissen alter Hochkulturen handelt.           
    Oscar Marcel Hinze [2] hat die alte chaldäische Kosmologie zum Teil rekonstruiert. Hieraus ergibt sich die folgende Entstehungsgeschichte der Astrologie, woraus deutlich wird, dass es kein 13. Tierkreiszeichen geben kann und dass die Verschiebung durch die Präzession für die Astrologie keine Bedeutung hat, sondern nur für die Astronomie.           

Alte Kosmologie   
Schon in uralten Zeiten wurde die Sonnenbahn (welche aus geozentrischer Sicht die Sonne um die Erde beschreibt) in zwölf Abschnitte eingeteilt, und zwar nach (in Hinzes Formulierung) den „12 Sonne‑Mond‑Begegnungen” im Jahr. Zwölfmal durchläuft der Mond seinen Zyklus. Es gibt zwölfmal Neumond und zwölfmal Vollmond. Diese zwölf „Sonne‑Mond‑Begegnungen” teilen den
Sonnenkreis” in zwölf Teile, die entsprechende Namen erhielten. So wie im Jahr der Frühling mit Wachstum zu tun hat, der Sommer mit dessen Abschluss und erreichtem Höchststand, der Herbst mit dessen Rückgang und der Winter mit einem schlafähnlichen Zustand der Natur, wurden die entsprechenden Sonnenstände mit ebensolchen Charakteristika versehen. Man beobachtete (es handelte sich nicht nur um Annahmen), dass Menschen, die in jenen Zeitabschnitten geboren waren, tendenziell überwiegend auch entsprechende Charakteristika aufwiesen. Jene Charakteristika wurden durch Symbole dargestellt, meistens Tiere, die zu den Namen der Sonnenbahnabschnitte wurden – daher die Bezeichnung „Tierkreis”.       

Tierkreisnamen auf Sternengruppen übertragen     
Man fing mit dem Frühlingspunkt an, mit dessen Tag‑ und Nachtgleiche. Der erste Abschnitt der Sonnenbahn erstreckte sich bis in jenem Jahr der Mond wieder den gleichen Phasenstand hatte wie am Frühlingspunkt. Die Sternengruppen am Himmel, die die Sonne (von der Erde aus gesehen) in jenen Zeitabschnitten durchlief, wurden nach den Tierkreiszeichen bezeichnet. Die schulwissenschaftliche Meinung, die Namen seien zuerst den Sternengruppen gegeben, ist falsch. Es ist umgekehrt. Die Sternengruppen wurden nach den Sonnenbahnabschnitten genannt, so wie sie damals längs der Sonnenbahn fielen. Deshalb sind die Versuche, die Sternengruppierungen in den Tierkreiszeichen entsprechende Figuren zu zwängen, rein künstlich und eine bedeutungslose Spielerei, ebenso wie die Bemühungen, in anderen Sternengruppen „Bilder” zu sehen. Deshalb ist der Schlangenträger trotz Zodiaknähe genau so wenig ein Tierkreiszeichen wie z.B. der große Bär oder Orion. 

Die Präzession ändert nichts  
Durch die Jahrtausende hat sich dann der
Sternen‑Zodiak” verschoben, sodass Sonnenbahnabschnitte und Sternengruppen derselben Bezeichnungen nicht mehr übereinstimmen. Da es ja aber nicht um Sternengruppen geht, sondern um Abschnitte des Sonnenlaufs, spielt das für die Astrologie gar keine Rolle. „Widder” fängt unabänderlich immer noch am Frühlingspunkt an, auch wenn die Sonne heute nicht mehr in jenem Sternbild steht, das damals nach dem Abschnitt Widder” genannt wurde. Es sind die Sternengruppen, die heute neu benannt werden müssten, nicht die astrologischen Zeichen.          

Es kann nur zwölf Tierkreiszeichen geben        
Da sie eben die natürliche Zwölfteilung der Sonnenbahn durch die Mondphasen sind, kann es nur zwölf Tierkreiszeichen geben. Es gibt keinen 13. Mondzyklus im Jahr. Das sogenannte 13. Tierkreiszeichen ist nur eine durch Unwissen bedingte Fehldeutung. Man geht nämlich von der falschen Voraussetzung aus, die Sternengruppen seien der Ausgangspunkt.           

Planeten als Qualitäten      
In ähnlicher Weise wurden in der chaldäischen Kosmologie bestimmte geistige Qualitäten erkannt, die eine Beziehung zum Tierkreis haben. Diese wurden dann auf der materiellen Ebene u.a. mit Planeten verbunden (aber auch z.B. mit Metallen), die man wegen jener Beziehungen außerdem als Herrscher der Tierkreiszeichen bezeichnete. Auch hier waren die Qualitäten zuerst und die Zuordnung zu Himmelskörpern eine Folge, obwohl es die materialistische Schulwissenschaft umgekehrt sehen will. Es muss ja in ihre Weltanschauung passen – ob es so wahr ist, oder nicht ...     

Ein Witz         
Die Haltung der materialistischen Schulwissenschaft erinnert an folgenden Witz. Ein Mann sucht nachts unter einer Straßenlaterne. Ein Passant fragt, ob er etwas verloren habe. „Ja, meine Hausschlüssel.” Der Passant hilft eine Weile suchen, und fragt dann: „Sind Sie sicher, dass Sie sie hier verloren haben?” – „Nein, es war da hinten, aber hier ist mehr Licht zum Suchen.” So sucht die Schulwissenschaft nur dort, wo sie ihr Licht sieht ... und findet manche Schlüssel nie.   

Stimmt dann die Astrologie in jeder Form?
Dies bedeutet allerdings nicht, dass die heutige Vulgärastrologie (volkstümliche Astrologie) nicht infrage zu stellen sei (insbesondere das betrügerische Geschäft mit Zeitungshoroskopen). Dahinter steckt aber eine alte Wahrheit, deren Wurzeln auch wenige der Menschen kennen, die sich als Astrologen bezeichnen.      

Lehnt die Bibel die Astrologie ab?     
Vor allem von freireligiösen Gruppierungen her wird die Astrologie als „Teufelswerk” abgelehnt. Sie finden eine gewisse Stütze v.a. in Jesaja 47,13 sowie in Daniel 1,20, 4,7 und 5,7‑8. Dies wird sich aber nicht auf die durch Jahrtausende bewährte Wissenschaft der Astrologie als solche beziehen, sondern offensichtlich auf deren Missbrauch. Wo man beeinflussen und manipulieren möchte, Macht anstrebt, die Astrologie mit Magie verbindet oder mehr oder weniger wahrscheinliche Möglichkeiten als unvermeidliches Schicksal darstellt, kann man von Missbrauch sprechen, aber kaum, wenn es z.B. um Hilfe zur Selbsterkenntnis geht. Es scheint tatsächlich schwer, befürwortende Bibelstellen zu finden. Bemerkenswert ist aber die Beschreibung der vier Tiere in Hesekiel 1,5‑11 (vgl. Offenbarung 4,7), die Gesichter hatten, wie ein Mensch, ein Löwe, ein Ochse (in Hesekiel 10,14: Ein Cherub; in Offb. 4,7: Ein Kalb) und ein Adler. Da das Zeichen Skorpion in alten Zeiten oft Adler genannt wurde, erkennen wir hierin die vier Tierkreiszeichen (Wasser‑)Mann, Löwe, Stier und Skorpion/Adler, die auf die Kardinalzeichen folgen! 

Gibt es Nachweise für astrologische Wirkungen?   
Es scheint nur ganz wenige systematische Untersuchungen von astrologischen Wirkungen gegeben zu haben. Zu den spektakulärsten Nachweisen gehört ohne Zweifel das jahrelang nach allen Regeln der Wissenschaft durchgeführte experimentelle Studium des Dr. L. Kolisko [3], das in der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse überwältigend ist. Kolisko führte während 26 Jahren chromatografische Experimente mit Metallsalzen durch und fand ausnahmslos auffallende Veränderungen, wenn den Metallen entsprechende Planeten in Konjunktion traten. Eine statistische Studie bei Association for Research and Enlightenment in Virginia Beach, USA (die den Nachlass von Edgar Cayce studiert und verwaltet) zeigte signifikante Korrelationen zwischen Berufsgruppen und Geburtszeichen [4]. Da unsere Schulwissenschaft solche Nachweise nicht zur Kenntnis nehmen will, gehört zu ihrer Strategie, sie absichtlich unbeachtet zu lassen. 


Referenzen     

  1. Karrer, Iso: „Hat der Tierkreis nun wirklich 13 Zeichen?” Esoterik im Wassermann‑Zeitalter (Matten, Schweiz) 2/95 S.3‑6, Meylan, Anne‑Dominique: „Siderische Astrologie, Ophiochus und Astronomie”, Esoterik im Wassermann‑Zeitalter (Matten, Schweiz) 2/95 S. 7‑9.
  2. Hinze, Oscar Marcel: Tantra Vidyâ, Aurum, Freiburg i.Br., 1981. (Dieses Buch steht wegen des Namens in Buchhandlungen oft bei Büchern über sexuelles Tantra, da man bei uns oft nicht weiß, dass Tantra in Indien eine Naturwissenschaft ist, zu der auch die sexuelle Wissenschaft gehört – im Westen fasziniert eher das Letztere, wovon aber im Buch nichts steht ... ).
  3. Kolisko, L.: Sternenwirken in Erdenstoffen. Saturn und Blei, Selbstverlag, Edge near Stroud, England, 1952 (gedruckt in Heidenheim, Deutschland).
  4. Leider liegt mir diese Studie z.Zt nicht vor. Über sie wurde in The A.R.E. Journal (Virginia Beach) berichtet, vermutlich 1983.