Die Liebe
Die Seele lernt, entwickelt sich und
wächst durch die Erfahrungen, die sie in aufeinander folgenden Leben macht. Eine
Hauptlektion steht in dieser „Reinkarnationsschule“ vor allen anderen hervor:
die Liebe. Die undiskriminierende und bedingungslose Liebe zum Mitmenschen.
Wir sind alle Mitmenschen. Alle sind
unsere Mitmenschen. Wir sind alle Geschwister aus demselben göttlichen Licht. Es
gibt kein Mensch auf dieser Erde, der nicht mein Geschwister ist. Wenn wir das
auf der Seelenebene endlich begreifen und es auch leben, ist eine der
Bedingungen dafür erreicht, wir nicht mehr inkarnieren zu müssen. Ohne Liebe
geht es nicht. Keine Seele kommt daran vorbei.
Was ist die Liebe? Die Menschen
scheinen sich die unterschiedlichsten Vorstellungen davon zu machen. Wenn man
mir gibt, was ich will, mich auf Händen trägt und auf Rosen bettet, mir meine
Wünsche von den Augen abliest, sei es Liebe. Wenn man das glaubt, sind
Enttäuschungen vorprogrammiert. Das ist keine Liebe, sondern Egoismus –
höchstens Scheinliebe oder besitzergreifende Liebe, aber keine echte.
Liebe ist das Erkennen vom Geschwister
im anderen, und das nicht nur in der schönen Frau, die man begegnet, oder im
beeindruckenden Mann, sondern auch im Leidenden, im Unglücklichen, im Penner, im
Süchtigen, in der „gefallenen Frau“, usw., usf. – sogar in den Menschen, die
sich für unsere Feinde halten (wie uns Jesus auch lehrte). Sie sind nicht weniger unsere Geschwister als die
anderen! Sie sind nicht weniger Wert, stehen aber auf anderen Stufen ihrer
Entwicklung. Die wahre Liebe ist unbequem! Wenn man sich von dem
unangenehm erscheinenden Menschen, vom ekelerregenden Kranken, vom üblen
Asozialen, abwendet, der unsere Hilfe und Liebe gebraucht hätte (auch wenn er es
selbst nicht versteht), haben wir in der Liebe versagt.
Das ist schwer! Die Liebe ist ein
schwieriger Prüfstein für die Seele! Aber ein unumgänglicher … Die Liebe
bedeutet auch, sich für das gemeinsame Beste einzusetzen und nicht für
das eigene Beste (außer höchstens, wenn es nicht auf Kosten anderer erstrebt
wird). Die Liebe ist eigentlich nicht das Ziel, sondern der Weg der
Entwicklung. Die Liebe wird nicht erst am Ziel erreicht, sondern sie führt zum
Ziel. Ohne sie, wird man nicht zum Ziel kommen. Hier ist natürlich die
mitmenschliche Liebe gemeint, ja eigentlich die Liebe zum „Mitwesen“ in der
Schöpfung. Die Partnerschaftliche Liebe ist eine andere Ebene.
Verurteilen, verabscheuen, verweisen
ist so einfach … Und wer will schon von den neuen karmischen Lektionen wissen,
die er oder sie sich in dieser Weise zum zukünftigen Pensum dieser Seelenschule
hinzufügt?
Mt 5:44 … Liebet eure
Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für
die, so euch beleidigen und verfolgen …
Mt 5:46 Denn so ihr
liebet, [nur] die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe
auch die Zöllner?
Mt 19:19 … Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst.
Mt 22:39 … Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst. …
Mr 12:31 … Du sollst
deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer denn
diese.
Lu 6:27 … Liebet eure
Feinde; tut denen wohl, die euch hassen …
Lu 6:32 Und so ihr
liebet, [nur] die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder
lieben auch ihre Liebhaber.
Lu 6:35 Vielmehr liebet
eure Feinde; tut wohl und leihet, dass ihr nichts dafür hoffet, so wird euer
Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig
über die Undankbaren und Bösen.
Joh 13:34 Ein neu Gebot
gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebet, wie ich euch geliebt habe,
auf dass auch ihr einander liebhabet.
Joh 13:35 Dabei wird
jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe untereinander habt.
Joh 15:12 Das ist mein
Gebot, dass ihr euch untereinander liebet, gleichwie ich euch liebe.
Joh 15:13 Niemand hat
größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.
Joh 15:17 Das gebiete
ich euch, dass ihr euch untereinander liebet.
Liebe und die göttliche Welt
Gott ist die vollkommene Liebe. Die
göttliche Welt ist eine Welt, in der die vollkommene Liebe und Harmonie
herrscht. Wie könnte dann jemand so vermessen sein, zu glauben, er sei für den
Himmel qualifiziert, ohne diese Liebe uneingeschränkt und undiskriminierend zu
leben? Wer hasst, wer sich rächen will, wer diskriminiert, wer intolerant ist,
wer Menschen (die alle ohne Ausnahme seine Geschwister sind!) abwertet, nur weil
sie anders denken und glauben oder anders leben wollen als er selbst (oder als
er glaubt, sei richtig zu leben), disqualifiziert sich und wird mit
Sicherheit noch einige Runden auf dieser Erde drehen müssen, um dazu zu lernen
...
In der Lichtwelt gibt es
keine Trennung zwischen den Seelen und Wesen, die dort sind. Alle bilden
eine Gemeinschaft, eine Gemeinsamkeit. In einer gewissen Weise
sind wir dort alle eins und doch individuell. Die Trennung entstand erst,
wenn wir von dort herausfielen, um in materiellen Körpern zu sein
(vgl.
hier). Die
Körper sind voneinander getrennt, die Seelen nicht.
So trat das Ego hervor ...
Wenn wir wirklich erreichen wollen, in der Lichtwelt zu sein und
zu bleiben (und nicht nur
vorübergehend bis zur nächsten Inkarnation),
müssen wir diese Trennung überwinden. Und das ist Liebe – oder jedenfalls
einen wichtigen Aspekt davon: keine Trennung, Einssein mit Allem und Allen.
Keine vertikale Hierarchie, wie in den Machtstrukturen auf dieser Erde. Es gibt
dort keine solche Machtstrukturen und deshalb eher eine sozusagen horizontale
„Hierarchie“, oder vielleicht besser: „Einordnung“. Ohne diese zum Einssein
vereinigende Liebe entwickelt zu haben, sind wir einfach noch nicht reif für die
Lichtwelt! Wie sollte das denn gehen, wenn wir unsere Trennung dort hineintragen
würden? Macht und Liebe sind wie Feuer und Wasser. Wer Macht hat, wird nicht
geliebt (man ist nur wegen Vorteilen bei ihm) und wer liebt, sucht keine Macht.
In der Verkörperung erleben wir aber diese Trennung: Hass, Verachtung,
Abwertung, Überheblichkeit, Konkurrenz usw. halten die Trennung aufrecht, und
solange wir solches leben, haben wir noch keine Chance für ein Bleiben in der
Lichtwelt. Wir können nur in ihren Randbereich gehen, um uns dann wieder zu
verkörpern und uns weiter zu entwickeln. Darum ist die Versöhnung von
größter Bedeutung! Eine weitere Bedingung dafür, in der Lichtwelt bleiben zu
dürfen, ist, dass es in der Welt keine Seele mehr gibt, der wir verzeihen oder
von der wir verziehen werden müssen. Solange wir negative Gefühle haben,
verbauen uns diese den Weg zum Bleiben in der Lichtwelt.
Liebe in der Welt der Menschen
Die Liebe zum Kind
Ich muss in der Regressionstherapie
immer wieder feststellen, wie wenige die Menschen sind, die eine wirklich
liebevolle Kindheit hatten. Eltern wissen oft nicht, wie man Liebe zeigt, sodass
sie auch ankommt. Man gibt Spielsachen, Kleider, Essen, Luxusartikel und
Ausbildung und meint, dass es damit getan sei. Das ist aber nur die eine Hälfte
vom Elternsein, die materielle Hälfte. Das ist nur für den Körper (und für das
Gehirn-Ich). Sehr viele Eltern versagen aber, wenn es darum geht, die Liebe so
zu geben, wie es das Kind wirklich braucht: Durch Körperkontakt, Zärtlichkeit,
auf den Schoss nehmen, umarmen, Streicheln, zu sagen, dass man froh ist, das
Kind zu haben, zu loben, wenn es etwas gut getan hat, zu trösten, wenn es
traurig ist. Das ist alles so viel Nahrung für die Seele des Kindes wie das
Essen für den Körper. Sehr viele Menschen wurden in der Kindheit gut körperlich
ernährt, aber hungerten seelisch …
Weshalb ist es so? Es gibt Eltern, die
ihre Kinder nicht lieben. Sie wollten es nicht haben und lassen es dies spüren.
Damit werden sie wohl vorprogrammieren, in einer späteren Inkarnation als Kind
das gleiche an sich selbst erleben zu müssen, bis sie es endlich begreifen … Sie
wollen dem Kind die Schuld dafür geben, dass es da ist, unbewusst:
„Irgendjemandem muss ich doch die Schuld geben“ – und sie geben sie demjenigen,
der von allen wirklich der Unschuldigste ist … Wenn die Eltern so dumm waren,
sich auf ungeschützten Sex einzulassen, dann können ja nur sie selbst schuld
sein! Unter keinen Umständen aber das Kind!
Man darf wohl aber annehmen, dass die
meisten Menschen ihre Kinder lieben, aber allzu wenige wissen, wie man es zeigt.
Sie können nicht die Liebe so zeigen, dass sie auch ankommt. Oft hatten sie als
Kind selbst keine Liebe. Es wurde ihnen da nicht vorgemacht, wie sie es als
Erwachsenen mit den eigenen Kindern umgehen sollten. Viele Eltern verhalten sich
unbewusst etwa so: „Ich hatte keine Liebe, warum sollst dann du Liebe haben?“ –
und sie wiederholen die Fehler ihrer Eltern. Allzu wenige haben die Lektion der
eigenen Kindheit besser gelernt und verhalten sich wie folgt: „Ich weiß, wie es
ist, wenn man als Kind nicht geliebt wird. Da sollst du es besser haben!“ Die
Letzteren habe es geschafft aus einem sich von Generation zu Generation
drehenden Teufelskreis auszubrechen und einen großen Schritt zur seelischen
Reife geleistet!
Viele reden sich damit aus, dass sie
so viel arbeiten müssen. Sie scheinen in Arbeit zu flüchten, um sich nicht mit
der Liebe auseinandersetzen zu müssen, die man ja selbst nicht hatte. Es gibt
aber keine Mutter, die derart ausgelastet ist, dass sie sich nicht ab und zu ein
Minütchen für das Kind nehmen kann! Alles andere ist nur Ausrede. Und kommt sie
müde von der Arbeit nach Hause und will nur ihre Ruhe, begreift sie nicht (oder
sie will nicht begreifen), wie erholsam und erfrischend es für sie gewesen wäre,
sich nun endlich dem Liebesaustausch mit dem Kind zu widmen.
Die materielle Zuwendung als Ersatz
für die seelische führt leider allzu leicht dazu, dass das Kind verwöhnt und
eher egoistisch wird, denn es lernt dann selbst nicht, was die richtige Liebe
ist. Es wird leider allzu leicht zu einer verwöhnten Göre bzw. zu einem
Machobengel und erwartet, so ziemlich alles auf einem silbernen Tablett serviert
zu bekommen.
Eigentlich müsste es – natürlich
übertrieben formuliert – eine Elternprüfung geben, bevor man ein Kind in die
Welt setzen darf, wozu die Prüfung in Liebe und im Umgang mit Gefühlen zum
Wichtigsten gehören müsste. Nur wer die Prüfung bestanden hat und einen
„Elternschein“ bekommt, sollte ein Kind in die Welt setzen dürfen. Diese
zugegebenerweise utopische Idee würde mit Sicherheit zu einer besseren Welt
führen ... Harmonischere Menschen, glücklichere Beziehungen und weniger Gewalt
und Kriminalität ... Im Grunde gibt es allerdings schon eine solche, aber sehr
langsam wirkende, „Elternprüfung“ durch das Karma. Wer als Elternteil diese
wesentlichen Dinge nicht begreift oder begreifen will, wird es wohl aus eigener
Erfahrung als Kind unter ebensolchen Umständen in einem späteren Leben lernen
müssen ...
Lieblose Mütter
Ich muss immer wieder mit Klient/innen
erleben, wie sie eine lieblose Kindheit hatten, die sie für das Leben zeichnete.
Am schrecklichsten sind die Mütter, die ihre Kinder nicht lieben! Und das kommt
so oft vor! Natürlich haben wir hier nicht mit einer unabhängigen „Statistik“ zu
tun, sondern mit einer Auswahl. Die Personen, die zu mir kommen, haben Probleme
– und deshalb kommen sie ja. Immer wieder erleben wir, wie zumindest ein Teil
der Problematik mit einer liebesunfähigen und unreifen Mutter zu tun hat. Die
Mutter wollte das Kind nicht und lehnte es bereits im Mutterleib ab. Wenn das
Kind geboren ist, nimmt es in solchen Fällen die Mutter gefühlskalt in die Arme
und macht sich Sorgen um sich selbst, wie sie nun mit dem zurechtkommen sollen,
statt ums Kind.
Es ist unfassbar, dass so viele Mütter
dem Kind die Schuld dafür geben wollen, dass es da ist. Aufgeklärte und
gebildete Menschen sollten doch begreifen, dass nicht das Kind die Mutter
geschwängert hat! Es ist nicht etwa vorsätzlich in den Mutterleib gekrochen!
Lässt sich die Mutter schwängern, zieht sie eine Seele an, und wäre es nicht
jene, wäre es eine andere. Die Seele har sich ja gar nicht etwa aufgedrängt! Sie
wurde angezogen! Wie wenn die Mutter meinen würde, die Seele des Kindes und
nicht der Mann hätte mit ihr Sex gehabt ...
Die Mutter hatte in solchen Fällen
ungeschützten Sex und es war deshalb hochprozentig mit einer Schwangerschaft zu
rechnen, aber für diesen Leichtsinn wird dann das Kind bestraft! Diejenige
Person, die am allerwenigsten etwas dafürkonnte, denn es konnte doch gar nichts
dafür! Wenn wir in der Rückführung ein Seelengespräch mit der Mutter haben,
redet sie sich oft erst aus: „Ich musste ja jemand dafür Strafen und mit dem
Kind ging es am leichtesten.“ Ihre eigene Schuld des Leichtsinns will sie nicht
wahr haben, höchstens dann den des Vaters. Aber wenn sie zum ungeschützten Sex
einwilligte, ist die größere Schuld meistens die ihrige, sofern sie nicht dazu
gezwungen wurde.
Es ist auch unglaublich, dass so viele
Menschen derart dumm sind (zutreffender kann man es wohl hier nicht gut
formulieren), dass sie einfach „auf gut Glück“ Sex haben! Und dann fehlt ihnen
ganz die menschliche Reife, um dafür die Verantwortung zu nehmen, wenn daraus
ein Kind entsteht. Die Mutter lässt dann oft das Kind dafür leiden und rächt
sich an die ganz falsche Person. Wenn sie dann alt ist, erwartet sie vom Kind
Unterstützung und dass es für sie da ist. „Warum?“, fragen wir dann im
Seelengespräch. „Ich habe ja alles für dich getan!“ Materiell vielleicht schon,
aber oft mit Schimpfen, Strafe, Strenge und Dominanz, wodurch die Seele des
Kindes verletzt wurde – und v.a. mit Liebesentzug! In der allerwichtigsten
mütterlichen Pflicht hat sie versagt: Dem Kind Liebe zu geben, und zwar in der
Sprache, in der es sie versteht (s.o.). Dadurch hat sie alle Ansprüche verwirkt
und hat kein Recht, vom Kind etwas zu verlangen! Das heißt natürlich nicht, dass
ihr Kind sie vernachlässigen und sich nicht um sie kümmern würde, sondern es
heißt nur, das die Mutter kein Recht hat, dies zu verlangen – erst recht nicht
so, dass das Kind kein Eigenleben mehr hätte und die eigene Familie
vernachlässigen müsste! Sie muss einfach mit dem zufrieden sein, was sie
bekommt.
Hätte sie aber dem Kind Liebe gegeben,
hätte sie nicht einmal etwas verlangen müssen – was eine echt liebevolle Mutter
ohnehin nicht tut – sondern das Kind hätte sie aus sich heraus dankbar geliebt
und wäre schon deshalb gerne für sie da.
Es gibt Mütter, die auf das Kind
eifersüchtig sind, weil sie meinen, der Mann würde das Kind mehr lieben als sie.
Wenn sie nur verstehen würden, dass er seine Frau nur noch mehr lieben würde,
wenn sie mit ihm die Liebe für das Kind geteilt hätte! Und natürlich auch, dass
sie vom Mann nicht mehr Liebe erwarten kann, als sie ihm zeigen (s.u.).
Es gibt auch Eltern (s.o.), die sich
unbewusst an das Kind für die eigene lieblose Kindheit rächen: „Warum
soll mein Kind haben, was ich nicht hatte?“ Ein Kommentar zu solcher Unreife ist
überflüssig ...
Lieblose Väter
gibt es natürlich ebenfalls. Es wird
dann vom Kind ähnlich erlebt. Am dümmsten ist es, wenn der Vater noch an das
wirklich idiotische (auch hier gibt es wohl kein mehr zutreffender Ausdruck)
mittelalterliche Vorurteil hängt, das Kind solle ein Sohn sein. Aber es kam ein
Mädchen, das dafür leiden musste, dass der Vater die falsche Samenzelle an das
Ei ließ ... Es gibt unglaublicherweise Männer, die so wenig über das
Affenstadium hinaus sind, dass sie meinen, Empfängnisverhütung sei eine Sache
der Frau, und wird sie schwanger, sei es ganz ihre Schuld.
Ich weiß von einem Fall, wo der Mann
nach zwei Töchter sich scheiden ließ, mit dem Vorwurf: „Du kannst mir keinen
Sohn geben!“ Dümmer geht es wohl nicht mehr ...
Manche unreife Väter halten es für
Schwäche, sanfte Gefühle zu zeigen (s.u.) und lassen auch das Kind darunter
leiden, und sie begreifen nicht, warum sie nicht geliebt sind.
Andererseits habe ich wiederholt
miterlebt, dass zwar die Mutter zur Liebe unfähig war, aber dafür der Vater das
Kind liebte und reif genug war, um seine Liebe zu zeigen (vgl. letzter Absatz
unter „Lieblose Mütter“).
Es sind natürlich nicht alle so!
Selbstverständlich gibt es liebevolle
Mütter und Väter, die wissen, die Liebe auch so zu geben, dass das Kind sie
versteht (s.o.). Nur haben Kinder solcher Eltern nicht entsprechende Probleme,
womit sie dann zu mir kommen. Sie haben dafür oft andere Probleme. Hier möchte
ich eine wunderschöne Geschichte erzählen, von der die meisten Väter viel lernen
können!
Ein Mann in Deutschland wusste schon
immer, dass sein Vater nicht der wirkliche Vater ist, sagte aber, er sei immer
ein Supervater für ihn gewesen. Nun erlebte er in der Rückführung, wie seine
Mutter und ein paar ältere Geschwister vor dem Haus ängstlich darauf warteten,
dass der Vater nach vielen Jahren aus russischer Kriegsgefangenschaft
zurückkommen würde. Inzwischen war die Mutter von einem anderen Mann schwanger
geworden, und der Klient war jenes Kind. Daher die Angst in der Luft. Der Vater
kam, schaute das Kind an und verstand natürlich sofort, dass es nicht von ihm
sein könnte, nahm es aber auf den Arm und sagte: „Du gehörst auch zu uns!“ Ein
unglaubliches Glücksgefühl! Nur ganz wenige Väter haben ein solche Reife! Da
könnten sich die meisten an ihm ein Bespiel nehmen!
Liebe in der Partnerschaft
In der partnerschaftlichen Liebe wirkt
die Prägung aus der Kindheit nach, von welcher die oben verschiedenen Aspekte
erwähnt wurden. Wer als Kind nicht aus eigener Erfahrung die Liebe gelernt hat,
ist deshalb oft wenig beziehungsfähig. Eine erfolgreiche partnerschaftliche
Beziehung verlangt nämlich das, was vielen von uns in der Kindheit gefehlt hat.
Wie soll die Liebe in der Partnerschaft dann funktionieren können?
Auch in der Partnerschaft ist es
wichtig, dass die Liebe so gezeigt wird, dass sie auch ankommt. Hier haben öfter
Männer als Frauen Probleme. Sie sind oft so erzogen, dass man Gefühle nicht
zeigen solle, denn ein Mann muss stark sein und sich durchsetzen. Raue Gefühle
darf man zeigen, feine und zärtliche nicht, sonst wäre man kein Mann. Das sei
doch Schwäche und Gefühlsduselei. Wer so denkt, erkennt nicht, dass die wahre
Schwäche ist, solche Gefühle nicht zeigen zu wagen, sondern sich hinter
einer Maske von vermeintlichem Mannsein zu verbergen. Der wahrhaftig starke Mann
wagt, seine feinen Gefühle zu zeigen, und steht dazu. Das ist die wahre
Stärke. Der Macho ist ein Gefühlskrüppel, der das Mannsein vorgaukelt.
Viele Männer verhalten sich deshalb
so: „Du weißt doch, dass ich dich liebe, dann muss ich es nicht auch noch
zeigen“. Diese verheimlichte Liebe kommt nicht an. Sie ist so gut wie keine
Liebe, denn die Partnerin hat ja gar nichts davon. Auch wenn es weniger oft
vorkommt, gibt es auch Frauen, die sich analog verhalten.
Eine andere Nachwirkung von
Kindheitsprägungen ist, sich mehr der Arbeit als der Familie zu widmen. Vielen
wurden als Kind das Gefühl beigebracht, dass man erst etwas leisten müsse, um
geliebt zu werden. Man wurde zu Leistungen angespornt und erst dann, aber doch
nur knapp, mit Liebe belohnt – oder mit materiellem Ersatz für die Liebe (vgl.
oben). Oder das Kind meinte unbewusst selbst: „Wenn ich nur brav genug bin, wird
man mich lieben“, und erkannte nicht, dass die wahre Liebe keine Leistung
verlangt, sondern dass umgekehrt die wahre und bedingungslose Liebe die Leistung
fördert, etwa: „Weil ich geliebt werde, werde ich auch brav sein“. Das Erstere
führt allzu leicht zu einem ähnlichen Verhalten in der Partnerschaft: „Ich muss
erfolgreich sein, sonst verdiene ich die Liebe meiner Frau nicht“. Ein
folgenschwerer Irrtum, da man es dann verpasst, die Liebe in der Familie zu
leben, was zum Auseinanderleben und gar zur Scheidung führen kann (um dann
vielleicht das gleiche in einer neuen Partnerschaft zu wiederholen ...).
So verpasst man eine große
Gelegenheit: In der eigenen Familie die Liebe zu haben und zu leben, die man als
Kind nicht bekam.
Auch in der Partnerschaft ist der
Körperkontakt von großer Bedeutung. Das Umarmen und die Zärtlichkeit nicht zu
vergessen bringt auf die Dauer mehr als Geschenke. Zur Zärtlichkeit gehört
natürlich auch die Sexualität – die wahre, liebevolle und zärtliche Sexualität
und nicht ein bloßes Abreagieren von körperlichen Bedürfnissen. Wenn diese
ausgeklammert wird, ist es dann noch eine Partnerschaft, oder eher eine
Wohngemeinschaft?
In der liebevollen sexuellen
Vereinigung vereinigen sich nicht nur die Körper, sondern auch die Seelen. Es
kommt auch zu einem seelischen Energieaustausch, der beide bereichert.
Siehe auch hier.
Die Liebe zum Mitmenschen
Abgesehen (meistens) von der
Sexualität gilt das oben gesagte im Prinzip auch allgemein im Umgang mit den
Mitmenschen. Auch bis zum Körperkontakt hin: Einen Freund bzw. eine Freundin zu
umarmen oder in geeigneter Weise gelegentlich auch anzufassen (z.B. auf die
Schulter zu klopfen, u.ä.).
Man kann beobachten, dass die Liebe
zum Mitmenschen mit zunehmendem Abstand abgestuft wird. Je größer der Abstand
ist – sozial, kulturell, religiös, manchmal sogar geografisch – um so geringer
ist die Liebe zum Mitmenschen. Das gilt sogar in vielen christlichen Gemeinden.
Wer nicht dazugehört, wird weitgehend von der Liebe ausgeklammert. Das steht
ganz in Widerspruch zu Jesu Lehre, die niemand ausklammert! „Was du auch dem
Geringsten meiner Geschwister tust, das tust du mir an!“ – da macht es keinen
Unterschied, ob der andere „zum Verein“ gehört, oder nicht … Er sagte ja sogar:
„Liebet eure Feinde!“ Es gibt kein Mensch auf der Erde, der für den wahren
Christ nicht sein Geschwister ist (auch wenn derjenige es selbst nicht so sehen
mag).
Faustregeln für die Liebe
Aus meiner jahrzehntelangen
therapeutischen Tätigkeit haben sich die folgenden Naturgesetze für die Liebe
herausgestellt:
1. Die Liebe ist nur so viel
wert, wie sie auch gezeigt wird
(s.o.).
2. Die Liebe überlebt und
gedeiht nur im Austausch von Geben und Empfangen.
Sie muss in beiden Richtungen fließen,
und zwar durch Geben und Entgegennehmen. Eine einseitige Liebe verwelkt, wie
eine Pflanze, die nicht gewässert wird. Das gilt besonders in der Partnerschaft,
aber im Prinzip auch allgemein in mitmenschlichen Beziehungen.
Die besitzergreifende Liebe – die ja
eigentlich keine ist – ist ein Beispiel für eine einseitige „Liebe“. Warum
verhält sich ein Mensch so? Er oder sie hat unbewusst Angst, den Partner oder
die Partnerin zu verlieren, erreicht aber gerade dadurch, was man fürchtet. Die
Liebe braucht auch Freiheit, um überleben zu können. Wer diese Freiheit
einschränken will, verliert mit der Zeit die Liebe der anderen Person und am
Ende oft die Person selbst.
3. Du bekommst auf die Dauer
nicht mehr Liebe, als du auch gibst.
Wer wenig gibt, wird wenig bekommen.
Wer keine gibt, geht am Ende leer aus. Wie kann ein vernünftiger Mensch
erwarten, dass ihm oder ihr eine Liebe gegeben wird, die er oder sie selbst
nicht gibt?
Es kommt höchstens nur vorübergehend
vor, dass man mehr Liebe bekommt, als man gibt. Wenn man am Ende seines Lebens
die Bilanz zieht, wird man aber sehen: „Ich habe insgesamt nur so viel bekommen,
wie ich auch gab“.
Es kommt leider eher vor, dass man
weniger Liebe bekommt, als man gibt. Das soll kein Grund sein, um mit der Liebe
zu geizen! Sonst gerät man in die soeben erwähnte Situation. Wird die Liebe
nicht (genügend) erwidert, wird es meistens daran liegen, dass die andere Person
dafür noch nicht reif ist. Die gegebene Liebe war dann doch nicht umsonst, weil
die Person irgendwann begreifen wird, was ihr da entgangen ist, und daraus
lernen.
In der partnerschaftlichen Sexualität
(erfahrungsgemäß hängen Partnerschaftsprobleme oft mit sexuellen Problemen
zusammen, auch wenn man sich dessen nicht bewusst ist oder es nicht wahr haben
will) gelten im Prinzip (im einen Fall mehr, im anderen weniger) die folgenden
psychologischen v.a. unbewusst herrschenden Grundprinzipien:
Die Frau:
„Wenn du mich nicht liebst, kann ich mit dir keinen Sex haben“.
Der Mann:
„Wenn du mit mir keinen Sex hast, kann ich dich nicht lieben“.
Ist man da in einen Teufelskreis
geraten: Wie kommt man wieder heraus? Man muss natürlich mit der „Begegnung auf
dem halben Wege“ anfangen.
Die Frau braucht im Prinzip allgemeine
zärtliche Zuwendung, um für die Sexualität bereit zu sein. Der Mann fasst (wenn
auch eher unbewusst) im Prinzip die sexuelle Zuwendung als der größte
Liebebeweis auf.
Wer keine Gefühle hat, kann
nicht lieben.
Wer die Gefühle
nicht zeigt, kann keine Liebe geben.
Wer
keine Liebe gibt, kann nicht geliebt werden.
Drei Ebenen der Liebe
Die alten Griechen sprachen von drei
Ebenen der Liebe:
’Έρως
Eros
– die partnerschaftliche Liebe, wozu auch, aber nicht nur, die Sexualität gehört
(heute allzu oft aber irrtümlich auf nur die Sexualität bezogen).
Φιλία
Filía
– die freundschaftliche Liebe zum Mitmenschen.
’Aγάπη
Agápe
– die Liebe zu Gott und Gottes Liebe zu uns, Hingabe.
Einige zählen eine vierte Form dazu:
στοργή storgé, die Liebe in der Familie, die ganz besonders die oben besprochene
Liebe zu den Kindern beinhaltet.
Nun meinen manche Menschen, die einen
spirituellen Weg gehen, dass die spirituelle Entwicklung von einer Ebene zu
anderen geht: Im agápe bräuchte man die erste Ebene nicht und die zweite
nur bedingt. Ist das nicht eine Weltflucht? Gehört nicht zum wahren spirituellen
Weg, dass der Kreis sich erweitert, sodass er am Ende alle drei Ebenen
umfasst?