Das Weltbild des gnostischen Christentums

Jenseits der materiellen Welt gibt es eine immaterielle Welt. Am Anfang gab es nur diese immaterielle Welt der Harmonie. Darin gab es den Vater (das unsichtbare Geistwesen), die aus ihm hervorgetretene Mutter, Barbelo, und der Selbstgeborene (Autogenes), Christus. Jene Welt hat 12 Sphären, Äonen, die paarweise Auftreten. Männlich und weiblich bleiben im Gleichgewicht. Die 3. Sphäre ist Eleleth, die Weisheit. Darin manifestierte sich die Weisheit wesenheitlich als Sophia.

Aus dem Selbstgeborenen trat eine Art von Urtyp für das, was auf unteren Ebenen zu Menschen werden sollte. Dieser wurde Adamas genannt.

Dann wollte die Sophia selbst erschaffen, und zwar ohne Zustimmung des Schöpfergottes, des unsichtbaren Wesens, und ohne das Wissen ihres männliche Partners (da in manchen texten Sophia als „Braut Christi“ bezeichnet wird, dürfte dieser Partner Christus sein).

Da entstand ein unvollkommenes Werk mit Schlangengestalt, einem Löwengesicht und feuerspeienden Augen. Sie nannte es Jaldabaoth. Er war der erste Archon (Herrscher). Die Sophia stoß ihn von sich weg, aber Jaldabaoth hatte von seiner Mutter her große Kraft.

Jaldabaoth schaffte sich selbst 12 Archonten (Herrscher). Diese schafften sich sieben Kräfte und die Kräfte schafften sich Engel. Jaldabaoth verteilte sein Feuer unter ihnen, ist seither Herr über sie und nennt sich selbst „Gott” – ein neidischer Gott, der keinen anderen Gott neben sich erlaubt.

Seine Ordnungen entsprechen einem Abbild der ersten Äonen, jedoch nicht, weil er die Unvergänglichkeit sehen kann, sondern wegen der Kraft seiner Mutter (Sophia), die in ihm ist. Aber das Abbild ist verzerrt und unvollständig.

Als die Sophia sah, welchen Fehler sie begangen hatte, bereute sie. Sie wurde von Finsternis und Unwissenheit überwältigt, schämte sich und weinte. Das Pleroma (die Fülle, das Glanz- und Lichtmeer, als Sitz des Schöpfergottes, von wo alles Gute ausströmt) hörte ihre Buße und bat den Geist. So wurde ihr Paargenosse zu ihr geschickt, damit sie ihren Fehler berichtige.

Aus der Höhe der erhabenen Äonen drang ein Impuls – Stimme und Bild des Menschen – in die Sphäre Jaldabaoths. Dies veranlasste Jaldabaoth: “Lasst uns einen Menschen schaffen ...”, “lasst uns ihn Adam nennen”. Adam war ein unvollkommenes Abbild des Adamas.

Adam war für lange Zeit bewegungslos. Auf die Bitte der Sophia an den Mutter-Vater des Alls, ihre Kraft aus dem ersten Archon (Jaldabaoth) zurück zu erhalten, wurde diesem den Rat gegeben, etwas von seinem Geist in Adams Gesicht zu hauchen. Er wusste nicht, dass es die Kraft seiner Mutter war und befolgt den Rat. Daraufhin bewegte sich Adam, erhielt Kraft und leuchtete.

In diesem Moment wurden die Archonten und Engel der Schöpfungshierarchie Jaldabaoths eifersüchtig, weil sie erkannten, dass das Denken Adams ihr eigenes überstieg. Daher werfen sie ihn hinab in die Region an der Unterseite der Materie.

Der Mutter-Vater des Alls sendete Adam ein Lichtimpuls zur Hilfe, die Leben (vgl. Hebr. cheva = Leben, daher: Eva) genannt wird. Sie ist die herabgestiegene Sophia. Sie belehrte ihn über sein Herabkommen und den Weg zurück, um den Fehler der Mutter (Sophia) zu bereinigen – somit aß Adam durch sie eigentlich schon vom „Baum der Erkenntnis” und erlangte innerlich ein Wissen, das ihm Jaldabaoth verboten hatte. Deshalb wurde Jaldabaoth auf ihn eifersüchtig und wollte das Geistige in Adam erreichen, die geistige Eva. Das gelang nicht, statt dem erschien eine fleischliche Eva. Die geistige Eva erschien dann in der Gestalt einer Schlange und sagte ihnen, dass sie vom „Baum der Erkenntnis” essen sollten, sodass das Wissen auch bewusst werden könne. Leider wirkte das nicht sofort, nicht bevor Jadabaoth in Zorn die beiden aus dem Paradies herausgetrieben hatte. Sie mussten dann für ihre Existenz hart arbeiten und vergaßen ihren wahren Ursprung. Sie hatten nicht nur die zwei uns bekannten Söhnen, Kain und Abel, sondern auch einen dritten, Seth, der Träger des geistigen Funkens war. Aus seinem Geschlecht wurde viel später Jesus geboren.

Es ist offensichtlich, dass Jaldabaoth = Jahweh ist! Er wird auch Saklas (der Tor), Nebro (der Rebell) oder Samael (der Blinde) genannt.