Kommentare zu:

Reinkarnation

Von Lothar Wiese und Lothar Gassmann

http://www.bible-only.org/german/handbuch/Reinkarnation.html

 

Es wird auf der o.g. Webseite erklärt, dass der Inhalt nicht ohne Erlaubnis übernommen werden darf, was ich auch nicht tue, sondern ich halte mich zu dem, was allgemein erlaubt und üblich ist: Einzelne Aussagen zwecks Kommentare auszugsweise zu zitieren. Es wird kein ganzer Inhalt übernommen. Zitate sind in der Literatur allgemein zugelassen und für eine Diskussion oft unerlässlich, und sie gehören zur allgemein anerkannten Vorgehensweise, um sich für eine Diskussion auf Aussagen anderer beziehen zu können. Die Webseite erlaubt auch nicht, dass auf sie gelinkt werde, was ich auch nicht tue, sondern ich erwähne nur oben die URL.

 

Zitate mit Kommentaren von Jan Erik Sigdell

Vgl. NOTIZ am Ende

 

 

2.a. Fernöstliche Religionen:

„Reinkarnationsglaube assoziiert man zu Recht mit den religiösen Systemen des Hinduismus ... und des Buddhismus. Durch viele Erdenexistenzen hindurch soll der Mensch seine ‘Erlösung’ (im Sinne der Auflösung von Atman ins Brahman) bewirken, was konkret heißt, die Kette der Inkarnationen abzubrechen. ... im Hinduismus und Buddhismus wird im Gegensatz zu modernen Konzepten das ‘Immer-Wieder-Geboren-Werden-Müssen’ als Fluch verstanden.”

 

Kommentar: Der Reinkarnationsglaube ist jedoch nicht in Indien entstanden, sondern hat dort überlebt. Er war den meisten alten Kulturen bekannt, wovon nur wenige Kontakt mit Indien haben konnten. Das Auflösen von Atman ins Brahman sollte übersetzt werden: Atman = Seele, Brahman = der höchste Gott. Demnach hört es sich ziemlich christlich an: Die Vereinigung der Seele mit Gott! Die Auffassung der Reinkarnation als Fluch ist eine höchst relative Auffassung und so dargestellt übertrieben … Wie es oben steht, geht es um „die Kette der Inkarnationen abzubrechen” – d.h., den Lernprozess abzuschließen. Jeder weiß im Osten, dass eine neue Inkarnation bei gutem Karma auch angenehm werden kann …

 

2.b. Griechische Antike:

„Pythagoras, Empedokles und Platon lehrten in einer bereits optimistischen Umdeutung der fernöstlichen Vorstellungen, dass der Mensch durch verschiedene Erdenleben zur Vervollkommnung streben solle.”

 

Kommentar: Dass sie es von „fernöstlichen Vorstellungen” her hätten, bedarf wirklich einen historischen Nachweis! Viel mehr werden die Griechen selbst darauf gekommen sein, da sie auch eigene Spontanerinnerungen erwähnen.

 

2.c. Reinkarnation in der Neuzeit im Westen:

„... vgl. die vielen Menschen, die früher einmal eine berühmte Persönlichkeit gewesen sein möchten, z.B. die Königin von Saba, Julius Caesar u.ä. ...”

 

Kommentar: Hier haben wir wieder mit einer allzu oft wiedergekauten aber unwahren taktischen Verleumdung zu tun. Mehr dazu unten.

 

3.a. Leib-Seele-Dualismus:

„Der Leib spiele kaum eine Rolle oder wird als etwas Negatives (bei Plato: ‚Kerker’) gesehen.”

 

Kommentar: Das Wort „Kerker” kommt auch in der Bibel vor, wo man es im gleichen Sinne verstehen kann, auch wenn es das Dogma so nicht interpretiert (d.h., man darf es nicht so verstehen …). Die erwiesenermaßen reinkarnationsgläubigen gnostischen Urchristen sprachen auch vom Körper als ein „Gefängnis” für die Seele.

 

3.b Wiederverkörperung:

„Die Seele des Menschen sei unsterblich. Daher sterbe beim Tode nur der Leib, die Seele löse sich von ihm und inkarniere sich in einem neuen Leib eines neugeborenen Babys. So wie ein Mensch die alten Kleider ablege und neue anlege, so lege die Seele den alten Körper ab und einen anderen, neuen an.”

 

Kommentar: Sie inkarniert nicht in einem neugeborenen Baby, sondern in einem neu gezeugten Fötus. Die oben erwähnte Auffassung ist auch die der gnostischen Urchristen. Auch die von der Kirche in einem Völkermord (Holocaust) vernichteten christlichen Katarer hatten dieselbe Auffassung. Dass der Körper stirbt, ist ja eine unbestreitbare Tatsache. Sollte dann auch die Seele sterben?

 

3.c. Karma:

„Untrennbar mit allen Reinkarnationsvorstellungen verbunden ist die Lehre vom Karma, oft wiedergegeben mit ‘Schicksalsgesetz’. Karma ist der Ausgleich zwischen guten und bösen Taten. Für jede Tat, die ein Mensch tut, wird er in seinem nächsten Leben einen Ausgleich schaffen oder erleiden müssen. ... Für Gruppen gibt es – etwa nach anthroposophischer Ansicht – Gruppenkarma. Jedes Volk beispielsweise habe sein spezielles Karma – mit entsprechenden Auswirkungen.”

 

Kommentar: Das Karma ist im Grunde neutral: Gute Taten haben gute Folgen, üble Taten in dem Sinne üble, weil es genau nach dem biblischen Wort geht: „Was du anderen tust, wird auch dir getan werden!” … Außerdem ist das Karma nicht als „Strafe” zu verstehen, sondern als Lektion. Die Auffassung von einem Gruppen- oder Volkskarma ist fraglich und wird nur von Randgruppen geteilt.

 

3.d. Höherentwicklung:                  
„... geht es bei den modernen Varianten ... darum, dass der Mensch bzw. seine ‚Seele’ sich höherentwickelt, eine Art ‚geistige Evolution’ durchmacht. Der Mensch soll in jedem Erdenleben etwas dazulernen und dem Göttlichen näherkommen. Das bedeutet in vielen Systemen, dass die Seele verschiedene Verkörperungen in Pflanzen und Tieren durchgemacht hat, bevor sie sich das erste Mal in einem Menschen inkarnieren konnte. Und oftmals verlässt sie die Menschenstufe und nähert sich immer mehr der ‘Engelsstufe’ oder ‘göttlich-geistigen Welt’ an.”

 

Kommentar: Die moderne empirische Reinkarnationsauffassung kennt größtenteils keine Inkarnationen als Tier oder Pflanze. Engelsstufen sind Stufen auf einer Jakobsleiter zurück zu Gott. Hat man eine solche erreicht, wird man kaum wieder Mensch werden müssen, sondern steigt auf der „Leiter” weiter hinauf. Die gnostischen Christen lehrten, dass die Seele für eine erste Inkarnation bereits in einen menschlichen Körper inkarnierte.

 

4.a. Wunschdenken und Betrug [Diese Abteilung ist im Originaltext irrtümlich ebenfalls mit 3 nummeriert]

„Es ist auffallend, wie oft Menschen, die sich angeblich an eine frühere Existenz zurückerinnern, irgendeine bedeutende historische Persönlichkeit (z.B. Cäsar, Napoleon oder die Königin von Saba) gewesen sein oder ein besonderes historisches Ereignis miterlebt haben wollen. Dazu Ian Stevenson: ‘Wenn alle, von denen behauptet wird, sie hätten die Kreuzigung Christi in einem früheren Leben beobachtet, wirklich zugegen gewesen wären, hätten die römischen Krieger bei diesem Ereignis wohl keinen Platz mehr zum Stehen gehabt’ (Wiedergeburt, 1989, 51f.).”

 

Kommentar: Hier haben wir mit einem alten Lügenmärchen zu tun, womit man die Reinkarnationslehre verleumderisch ins Lächerliche ziehen will. Übrigens haben sie Kleopatra und Nophretete vergessen … Kaum jemand erlebt sich in z.B. einer Rückführung als eine berühmte Persönlichkeit früherer Zeiten, und wenn er es ausnahmsweise tun sollte, erweist es sich bei näherer Untersuchung fast immer, dass er jemand im Umkreis der berühmten Person war, aber nicht die Person selbst. Selbst habe ich in einigen Tausend Rückführungstherapien nur vielleicht um die 4 Personen gehabt, die Zeugung von Jesus Kreuzigung waren, ein für sie höchst ergreifendes und schmerzliches Erlebnis. Woher Stevenson seine Bemerkung hat, ist mir rätselhaft, aber es dürfte wohl von der entsprechenden Verleumdungstaktik anderer her sein.

 

4.b. Suggestion:

„Wichtige Faktoren beim Zustandekommen von Rückerinnerungen unter Hypnose sind die Bereitschaft des Patienten, sich an etwas zu erinnern und der damit verbundene Leistungsdruck. ... Ferner sind gerade Menschen unter Hypnose für Suggestion besonders empfänglich, sodass bereits der Hypnotiseur den Patienten dazu bringen kann, sich zu ‘erinnern’. Diese Möglichkeit wurde in Versuchen festgestellt.

 

Kommentare: Referenzen zu solchen „Versuchen” fehlen. Wenn es in Einzelversuchen gelingt, mit Absicht ein Fantasieerlebnis zu suggerieren, beweist das noch lange nicht, dass es sich immer darum handele, sondern höchstens manchmal. Die Tatsache, dass man Münzen fälschen kann, bedeutet nicht, dass alle falsch sind … Die moderne Reinkarnationstherapie arbeitet größtenteils ohne Hypnose und nicht suggestiv. Sie lässt nur die Möglichkeit offen, dass eine Ursache für ein heutiges Problem nicht nur in einem Kindheitserlebnis liegen könnte, sondern auch in einer Existenz vor der Geburt. Die therapeutischen Erfolge widersprechen die Fantasiehypothese.

 

4.c. Spiritistische Einflüsse:

„Ian Stevenson und eine weitere Reinkarnationstherapeutin, Helen Wambach, räumen beide ein, dass das Wissen auch auf übersinnliche statt auf natürliche Quellen zurückführbar sein kann.”

 

Kommentare: (Ian Stevenson war [er starb 2007] nicht Reinkarnationstherapeut sondern ein Forscher, der mit wissenschaftlichen Methoden Fälle untersuchte, in welchen sich Kinder an eine frühere Existenz erinnern.) Es kommt in ungewöhnlichen Fällen tatsächlich vor, dass der Klient von der Seele eines Verstorbenen beeinflusst wird (was übrigens die These von Untrennbarkeit von Körper und Seele widerspricht!), oder gar von einer Wesenheit. Ein guter Rückführungstherapeut erkennt das und hilft der Seele, den Weg in die Lichtwelt zu finden, bzw. der Wesenheit sich daran zu erinnern, dass sie auch einmal selbst ein Wesen der Lichtwelt war, sodass sie dorthin zurückkehrt (wonach sie wahrscheinlich später als Mensch inkarnieren wird). Es kann nicht sein, dass die meisten Rückführungsklienten „Einflüsterungen” von Seelen oder Wesenheiten wiedergeben, denn die Rückführung gelingt in ca. 90 % der Fälle. In dem Fall wären also fast 90 % der Menschen solchen „Einflüsterungen” ausgesetzt, und demnach sogar viele Reinkarnationskritiker auch …

 

4.d. Widersprüche:

„Die verschiedenen religiösen Systeme, die die Lehre der Reinkarnation eingebaut haben, fühlen sich oft als eine gemeinsame Bewegung, die das Bewusstsein für Seelenwanderung im Volke schafft. Jedoch sind die verschiedenen Modelle sehr unterschiedlich und widersprüchlich ... Die Systeme, die ‘den Christus’ zu integrieren versucht haben ... weisen ihm eine völlig unterschiedliche Rolle und Bedeutung zu. Viele derjenigen, die heute Reinkarnation propagieren, wollen bei den alten fernöstlichen Religionen wie Buddhismus und Hinduismus anknüpfen.”

 

Kommentar: In alten Zeiten gab es etwas unterschiedliche Reinkarnationsvorstellungen. Die heutige empirische Reinkarnationslehre ist ziemlich einheitlich. Viele Rückführungstherapeuten arbeiten in einer inneren Christusverbundenheit. Wenn sie sich auch auf fernöstliche Lehren berufen, kann man dies auch im Sinne einer erweiterten Ökumene sehen. Jene Lehren werden auch einen Teil der Wahrheit haben, auf die aber das Kirchentum ein Monopol haben möchte. Hat nicht das Kirchentum Christus auch eine andere Rolle zugewiesen, als er in der Verkörperung als Jesus wirklich hatte?

 

4.e. Fehlender Lerneffekt:             
Das Karmagesetz soll uns erziehen. Jedoch fehlt bei fast allen Menschen die Erinnerung an ihre frühere Existenz und die vollbrachten Taten (die wenigen Ausnahmen sind fraglich; s.o.). So weiß also niemand, warum er gerade leidet, und hat keine Möglichkeit, aus seinen Fehlern zu lernen.”

 

Kommentar. Dieser Einwand stammt aus dem Mittelalter. Eine wichtige Errungenschaft der modernen Psychologie ist, dass sie erwiesen hat, dass der Mensch ein unbewusstes Ich hat. Im unbewussten Ich weiß er sehr wohl, warum er eine Lektion durchmachen muss, nur im Kopf nicht! Die Erinnerungen von früher (Ursache) und jetzt (Lektion) summieren sich in der Seele nach dem Tod.

 

4.f. Unbarmherzigkeit:

„In den Augen eines Hindus hat es keinen Sinn, einem leidenden Menschen zu helfen, denn dadurch würde man dessen Karma nur aufschieben, nicht aber aufheben. ... Nach diesem Denken muss auch der 2. Weltkrieg als positives Ereignis gesehen werden, da hier viel Karma abgebaut worden ist. ... Aber hier offenbart sich eine weitere Frage: Wurde hier nicht ebenso viel neues Karma geschaffen? Wann wird das abgetragen? Wo ist der Ausweg aus diesem Kreislauf? ... Das Reinkarnations- und Karmadenken ist unbarmherzig …”

 

Kommentar: In der Tat gibt es im Osten die Fehlauffassung, dass man nicht unnötig in das Karma einer anderen Person eingreifen soll. Das ist lieblos. Man versteht dort nicht, dass man sich durch eine Unterlassenheitstat ebenfalls Karma aufbürdet! Selbstverständlich haben sich die Täter im 2. Weltkrieg sehr viel schweres Karma aufgebürdet! Genauso wie z.B. die „christlichen” Kreuzzugritter, die scharenweise „Ungläubige” abschlachteten (ganz in Widerspruch zu Jesu Lehre) und die Menschen, welche in der Inquisition „Abfällige” und Andersgläubige folterten und umbrachten, oder welche sog. „Hexen” (nicht selten nach einer Vergewaltigung) auf dem Scheiterhaufen verbrannten. Wo wird das Karma vom 2. Weltkrieg her abgetragen? Gibt es nicht immer noch sehr viele Gelegenheiten? Heute z.B. in Darfur, vor Kurzem in Bosnien (u.a. Srebrenica!) und Kosovo, in Bürgerkriegen in Afrika, Afghanistan und Irak, u.s.w., u.s.f. ...? Da es ja leider immer noch nicht den geringsten Mangel an potenziellen Täter in der Welt gibt (nicht einmal in manchen Kreisen, die sich für christlich halten), bleiben bedauerlicherweise so weit Tür und Tor für entsprechende Lektionen weiterhin offen … Wann wird die Menschheit endlich begreifen? Zur Unbarmherzigkeit komme ich im folgenden Abschnitt 5, im Zusammenhang mit der “ewigen Verdammnis”.

 

5.a. Reinkarnation oder Auferstehung? [Hier geht im Originaltext die Fehlnummerierung – s.o. – als 4 weiter]

„Reinkarnationslehren gehen von einem zyklischen Weltgeschehen aus: Alles wiederholt sich zwangsläufig, alles ist schon einmal da gewesen und alles wird wieder sein. – Christlicher Glaube aber kennt ein lineares Weltbild: Gott, der Herr, hat mit der Schöpfung der Erde aus dem Nichts einen Anfang geschaffen. ... Jesus Christus und seine Gemeinde bilden eine Linie der fortschreitenden Offenbarung. ... Gott selbst ist Anfang und Ende.„

 

Kommentar: Die moderne empirische Reinkarnationslehre geht, so wie diejenige der gnostischen Urchristen, auch von einem grundsätzlich linearen Weltgeschehen aus. Präexistente Seelen, die einmal am Anfang der Schöpfung bereits existierten aber einen Weg durch die Materie wählten, steigen jetzt die Jakobsleiter hinauf, die zurück zu Gott führt. Dies ist nicht ein Kreislauf, sondern eine Aufwärtsspirale, die irgendwann ein Ende hat (für die eine Seele schneller, für die andere langsamer).

 

„Die Seele des Menschen existiert nicht unabhängig vom Leib und ist auch nicht das Wahre, das Bessere, das Eigentliche, das den Menschen ausmacht. Bei der Erschaffung des Menschen machte Gott einen Leib aus Erde, dem er den Lebensatem einhauchte. Dadurch ‘wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen’ (Gen 2,8).”

 

Kommentar: Der Lebensodem ist ja die Seele, so wie es in der Bibel steht (Hebr. nefesh)! Manche Übersetzungen sagen: „... wurde der Mensch ein beseeltes Tier” u.ä. ...

 

„In Psalm 139,13 heißt es: ‘Du hast mich gebildet im Mutterleibe’. Es heißt nicht ‘Du hast mir einen Leib gebildet im Mutterleib’”.

 

Kommentar: „Du hast mich [so wie ich jetzt in der Verbindung von Leib und Seele bin] im Mutterleib gebildet”. Schließt das aus, dass der eine Teil der Verbindung, nämlich die Seele, bereits vorher war?

 

„Auch die christliche Auferstehungshoffnung zeigt, dass der Mensch nicht nur eine Seele ist, die vorübergehend von einem nicht so wichtigen Leib überkleidet wird. ... Im Gegensatz zu modernen Reinkarnationsvorstellungen kennt die Bibel keine Höherentwicklung des Menschen. Der Mensch ist vollkommen verdorben und sündhaft und daher dem gerechten Gericht Gottes verfallen. ... Dem Tod gegenüber steht aber die christliche Auferstehungshoffnung. ... Deshalb werden diejenigen, die durch den Glauben an Jesus Christus als Retter Vergebung haben, zum ewigen Leben auferstehen, die anderen zur ewigen Verdammnis.”

 

Kommentar: Die Untrennbarkeit von Leib und Seele wird von vielen Bibelstellen widersprochen, u.a.  1. Mos. 35,18; 1. Sam. 28,11-15; 1. Kön. 17,21-22; Psalm 31,6; Pred. 12,7; Matth. 10,28 und. 17,3; Luk 8,54-55, 12,20, 16,23-38 und 23,43; Apg. 7,58 und 20,10; Röm. 7,24; 2. Kor. 4,16-18, 5,8 und 12,2-3; 2. Petr. 1,14-15; Offb. 6,9, 7,9-17, 15,2-4, 19,14 und 20,4. Wenn es keine Höherentwicklung des Menschen geben sollte, wo wäre dann die Hoffnung? Ist nicht die Auferstehung eine Endstufe einer Höherentwicklung? Sonst wären wir ja in der Auferstehung immer noch „verdorben” … Die Reinkarnationslehre sieht das Reinkarnieren als eine stufenweise Auferstehung! Die These, dass jeder Mensch verdorben und „in Sünde” geboren sei, ist doch unhaltbar, weil nach dem Dogma (außer zwei …) der Mensch noch gar nicht existierte, als in weit zurückliegender Vergangenheit angeblich ein Sündenfall stattfand. Er war also in keiner Weise dabei. Wie soll er dann schuldig sein können? Wenn dann derjenige, der nicht die Bedeutung der Lehre Jesus erkennt, für dieses endliche „Vergehen” durch eine „ewige Verdammnis” unendlich bestraft werden soll, sprengt das den Rahmen jedes Gerechtigkeitskonzepts und verhöhnt es jedes Gerechtigkeitsempfinden. Der Schöpfer würde also seine eigene Kinder für ewig verstoßen und ihnen keine neue Chance geben? Da könnte man aber wirklich von Unbarmherzigkeit reden (s.o.)! Eine göttliche Unbarmherzigkeit, die um Dimensionen größer als jede menschliche Unbarmherzigkeit wäre und die Liebe Gottes blasphemisch widerspräche. Deshalb kann es unmöglich so sein! Die gnostischen Urchristen kannten keine ewige Verdammnis, sondern nur für die Zeit, die benötigt wird, um zu Umkehr, Umdenken und Reue zu kommen. Sie sahen v.a. in der Reinkarnation eine vorübergehende „Verdammnis” wenn man mit einer großen Karmalast ein neues Leben antritt. Jedoch kannten sie auch eine Höllenstrafe, aber – wie erwähnt – nur für die notwendige Zeit.

 

5.b. Selbsterlösung oder Erlösung?

„Die Karmavorstellung ist mit der Erlösung in Christus unvereinbar. Dem allmählichen Abtragen immer neuer Aktualsünden durch eigene gute Werke im Laufe vieler Wiederverkörperungen steht die ein für alle Mal geschehene und vollkommene Erlösung des Menschen von allen Sünden durch die stellvertretende Selbsthingabe Jesu Christi am Kreuz in radikaler Weise entgegen, die im Glauben empfangen wird ... Gal 6,8 als Entfaltung von Gal 6,7 ist geradezu eine Widerlegung der Karmalehre und besagt: Der Mensch, der auf sein ‘Fleisch’ sät – das heißt: der auf sein altes, unerlöstes Wesen und dessen Werke baut (auch auf seine ‘guten Werke’ im Verlauf vieler hypothetischer Wiederverkörperungen!) , ‘der wird von dem Fleisch das Verderben ernten’. Wer aber auf den ‘Geist’ sät – wer allein auf die Kraft Gottes vertraut und die ‘Frucht des Geistes’ hervorbringt , ‘der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.’”

 

Kommentar: Die moderne empirische Reinkarnationslehre sieht, so wie die gnostischen Urchristen, keinen Widerspruch zwischen Reinkarnationsidee und Jesu Lehre. Es handelt sich nicht um etwa eine „Selbsterlösung”, sondern um einen von Gott gegebenen Erlösungsweg (denn sonst könnte er doch nie zu einer Erlösung führen)! Wer auf das Fleisch sät, d.h. auf eine materialistische egohafte Lebensauffassung ... und wer auf den Geist sät, d.h., auf seine Seele … so verstanden, macht das Zitat einen Sinn, der nicht zur Reinkarnationslehre in Widerspruch steht. Jesus hat uns einen Weg gezeigt, der schneller zum Ziel führt, der aber nicht weitere Inkarnationen ausschließt. Wenn er durch die schändliche Hinrichtung auf dem Kreuz alle Schuld getilgt hätte, warum sollte dann der Mensch immer noch „in Sünde geboren” sein (s.o.)? Warum gibt es dann trotzdem so unendlich viel Leid in der Welt?

 

Gal 6,7-8 widersprechen die Karmalehre nicht, sondern sind eher eine Bestätigung davon!

 

5.c. Findet sich Reinkarnation in der Bibel?

Hier erst ein allgemeiner Kommentar: Diese Frage wird eingehend und ausführlich in meinem Buch Reinkarnation, Christentum und das kirchliche Dogma (Ibera, Wien, 2001) behandelt, weshalb ich darauf hinweise. Das Thema umfasst nämlich einige Kapitel im Buch …

 

„Hingegen gibt es in der rabbinischen Literatur und auch in der Bibel einige Stellen, die ‘ein Sündigen des Kindes im Mutterleib’ erwähnen (vgl. Gen 25,22; Ps 58,4 u.ö.), und ganz geläufig war die andere – auch medizinisch erhebbare – Vorstellung, dass ‘körperliche Gebrechen der Kinder auf Versündigungen der Eltern zurückzuführen’ sein können.”

 

Kommentar: Die Absurdität, dass Menschen deshalb leiden könnten, weil sie im Mutterleib gesündigt hätten, ist allzu offenbar, um ausführlicher kommentiert zu werden. Gen 25,22 als „Beweis” dafür heranzuziehen ist ein weit hergeholtes Wunschdenken und Ps 58,4 ist eher so zu verstehen, dass ein Kind im Mutterleib ein von einer Vorexistenz her negatives Karma mitbringen kann! Ähnlich ist Gen 15,22 eher so zu verstehen, dass die Seelen der zwei Kinder ganz verschiedener präexistenter Herkunft seien. Wenn Gott die Seele erst im Mutterleib erschaffen habe und diese dann bereits dort sündigen würde, hätte er doch Übles in den Schoß der Mutter gelegt! Wozu täte ein guter Gott das? Und warum sollte denn ein unschuldiges Kind für die Sünden der Eltern  leiden? Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit! Es sei denn, die Seele vom Kind hätte bereits ein entsprechendes Karma …

 

„Erschwerend für derartige Argumentationsversuche der Reinkarnationsanhänger kommt hinzu, dass zahlreiche Bibelstellen die Vorstellung eines wiederholten Sterbens und Geborenwerdens klar verneinen, z.B. 2. Sam 12,23; 14,14; Ps 78,39; Lk 23,39-43; Apg 17,31; 2. Kor 5,1.4.8; 6,2; Gal 2,16; 3,10-13; Eph 2,8 f.; Phil 1,23; Hebr 9,27; 10,12-14; Offb 20,11-15.”

 

Kommentar: So einfach ist es wirklich nicht! Weil:

2. Sam 12,20-24: Da kam doch das Kind als Salomo zu David zurück!

2. Sam 14,14: Das vergangene körperliche Leben kann man nicht wieder „sammeln”, aber die Seele ist unsterblich.

Ps 78,39: Das Fleisch, also der Körper, kehr nicht wieder. Aber die Seele!

Lk 23,39: Der lästernde Mitgekreuzigte musste sicher wieder inkarnieren!

Lk 23,43: Wie sollte der andere Mitgekreuzigte am gleichen Tag mit Jesus im Paradiese sein können, wenn sich nicht seine Seele vom Körper trennte? Die Stelle widerspricht nicht die hypothetische Möglichkeit, dass die Seele später wieder inkarnieren könnte.

Apg 17,31 wird sich auf die endgültige Auferstehung am Ende des Inkarnierens beziehen.

2. Kor 5,1.4.8: Spricht das dagegen, dass wir jenes göttliche „Haus” wieder verlassen könnten, um neu zu inkarnieren?

2. Kor 5,8 weist außerdem auf  die Trennbarkeit von Seele und Körper.

2. Kor 6,2 kann sich auch auf das beziehen, was nach der letzten Inkarnation folgt.

Gal 2,16 und 3,10-13 zeigen, dass man durch den Glauben an Christus Karma durchbrechen kann, aber nicht, dass es kein Karma gäbe.

Eph 2,8f ebenso.

Phil 1,23-24 widersprechen die Behauptung, dass Seele und Körper untrennbar seien.

Hebr 9,27: siehe Link unten!

Offb 20,11-15 bezieht sich offensichtlich auf eine entfernte Zukunft, in welcher das Reinkarnieren sein Ende haben wird.

 

Siehe hierzu auch meine Artikel Neue Gedanken zu alten Bibelstellen zur Frage von Elias und des Blindgeborenen und: Zur Übersetzung von hapax apothanein als „einmal sterben” im Hebräerbrief 9,27 sowie auch Kommentare und Ergänzungen zu Reinkarnation, Christentum und das kirchliche Dogma.

 

Schlusskommentar.

Es ist bemerkenswert, wie man in kirchlichen Kreisen und in manchen anderen Kreisen, die sich für christlich halten, Unwahrheiten, Fehldeutungen und Missverständnisse ständig wiederholt, um eine ungeliebte Tatsache zu „widerlegen” (und das nur scheinbar). Man erwartet doch, dass der Christ ehrlich ist und nicht die Meinung anderer in solcher Weise zu manipulieren versucht. Solches Vorgehen kann wohl nicht wirklich für christlich gehalten werden … Solches Verhalten scheint doch eher die Meinung vieler zu stärken, dass es im Kirchentum mehr um die Macht als um die Wahrheit geht … Man kann es allerdings zum Teil dadurch entschuldigen, dass der eine von dem anderen ohne Nachdenken und Nachprüfen Meinungen und Behauptungen übernimmt, in der Annahme, dass es wohl wahr sein müsse.

 

 

 

 

NOTIZ:

Ich habe die zwei Verfasser zu einem Kommentar bzw. einer Diskussion hierüber eingeladen: KEINE ANTWORT!

Soll ich es so verstehen: Wo man keine guten Gegenargumente findet, versucht man eher, die Sache totzuschweigen?

Schade, denn eine Diskussion wäre interessant gewesen …